"Er war ein gutes Werkzeug, um andere Browser herunterzuladen", steht auf der Grabinschrift.

Foto: Reuters/JUNG KI-YOUNG

Für Jung Ki-young, einen südkoreanischen Software-Ingenieur, bedeutet die Entscheidung Microsofts, den Internet Explorer einzustellen, das Ende einer Hassliebe, die seit einem Vierteljahrhundert andauert. Um das Ende des Browsers zu feiern, investierte er einen Monat und 430.000 Won (rund 317 Euro) in das Entwerfen und Bestellen eines Grabsteins mit dem "e"-Logo des Explorers und der englischen Grabinschrift: "Er war ein gutes Werkzeug zum Herunterladen anderen Browsern." Nachdem das Denkmal in einem von seinem Bruder betriebenen Café in der südlichen Stadt Gyeongju ausgestellt wurde, ging ein Foto des Grabsteins viral.

Standardbrowser bis zum bitteren Ende

Microsoft hat die Unterstützung für den einst allgegenwärtigen Internet Explorer am Mittwoch nach 27 Jahren eingestellt, um sich auf seinen schnelleren Browser Microsoft Edge zu konzentrieren. Jung sagt, der Grabstein zeige seine gemischten Gefühle für die ältere Software, die in seinem Arbeitsleben eine so große Rolle gespielt hatte.

"Er war eine Nervensäge, aber ich würde es auch als Hassliebe bezeichnen, weil der Explorer selbst einst eine Ära dominierte", sagte er sagt er gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters: Er habe länger gebraucht, um sicherzustellen, dass seine Websites und Online-Anwendungen mit dem Explorer funktionierten, als mit anderen Browsern. Aber seine Kunden baten ihn immer wieder, dafür zu sorgen, dass ihre Websites im Explorer gut aussehen, der in in südkoreanischen Regierungsstellen und vielen Banken jahrelang der Standardbrowser blieb.

Ein langsamer Tod

Der 1995 eingeführte Explorer wurde für mehr als ein Jahrzehnt der weltweit führende Browser, da er mit Microsofts Windows-Betriebssystem gebündelt wurde, das auf Milliarden von Computern vorinstalliert war. Ende der 2000er Jahre begann er jedoch, Marktanteile an Googles Chrome abzugeben und wurde zum Gegenstand unzähliger Internet-Memes.

Jung sagt, er habe die Leute mit dem Grabstein zum Lachen bringen wollen. Dennoch war er überrascht, wie weit der Scherz online ging. "Das ist ein weiterer Grund für mich, dem Explorer zu danken, denn er hat mir erlaubt, einen Weltklassewitz zu machen", sagt er: "Ich bedaure, dass er verschwunden ist, aber ich werde ihn nicht vermissen. Deshalb ist sein Ruhestand ist für mich ein guter Tod." (Reuters/red, 18.6.2022)