In Kiew konnte offenbar ein Luftangriff der russischen Streitkräfte ohne Schäden abgewehrt werden.

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Beinahe vier Monate dauert der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine nun an. Das nagt auch an der Moral der Verteidiger. Zwar seien Fahnenflucht und fehlende Kampfmoral immer noch ein weit größeres Problem aufseiten Russlands, schrieb das britische Verteidigungsministerium in seiner täglichen Analyse des Kampfgeschehens. Trotz allem habe aber zuletzt auch die ukrainische Seite durch die intensiven Kämpfe im Osten unter Desertionen gelitten.

Westlich vom Donbass will das russische Militär per Raketenbeschuss einen Führungsgefechtsstand der ukrainischen Streitkräfte zerstört haben. 50 Generäle und Offiziere seien dabei getötet worden, behauptete ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Moskau. Auf einer angeblichen Liste ausländischer Kämpfer aufseiten Kiews, die die staatliche Agentur Ria Novosti publizierte, sollen sich auch zwei getötete Österreicher befinden. Auf Nachfrage des STANDARD hieß es im Außenministerium in Wien, dass man davon nichts wisse.

Ohne Verletzte oder Sachbeschädigungen verlief offenbar ein Luftangriff auf die ukrainische Hauptstadt Kiew. Alle Raketen sollen abgefangen worden sein. Der Militärgouverneur des Gebiets Kiew, Olexij Kuleba, bat die Bevölkerung dennoch, nach einem Luftalarm umgehend die Schutzkeller aufzusuchen.

Rückeroberung des Südens

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, der zuletzt die Hauptstadt immer öfter für Truppenbesuche verließ, verweilte am Samstag im Süden des Landes. In Mykolajiw habe er mit Soldaten, der Polizei und der Nationalgarde gesprochen, von denen niemand "an unserem Sieg zweifelt", sagte Selenskyj. Man werde den strategisch wichtigen Süden "niemandem überlassen, und alles, was uns gehört, werden wir uns zurückholen".

Nach Ansicht von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg müsse man sich aber darauf vorbereiten, dass der Krieg in der Ukraine noch "Jahre dauern könnte", wie er der Bild am Sonntag sagte.

Zu einem drastischen Schritt entschloss sich das ukrainische Parlament, indem es sowohl den Import als auch die Verbreitung von Büchern aus Russland untersagt sowie die Musik von Künstlerinnen und Künstlern mit russischer Staatsbürgerschaft verboten hat.

Begründet wird der Schritt damit, dass das "musikalische Produkt des Aggressorstaats auf separatistische Stimmungen in der Bevölkerung einwirke", indem die russische Identität attraktiver und die ukrainische abgewertet werde. Ausnahmen gelten nur für jene, die den russischen Einmarsch in die Ukraine öffentlich verurteilt haben. (Fabian Sommavilla, 20.6.2022)