Gaukler ist eine Sammelbezeichnung für Schausteller und andere Unterhaltungskünstler, die Ihre Fertigkeit auf offener Straße, auf Märkten oder Festen dem Publikum präsentieren. Was liegt also näher, dass echte Gaukler, das sind die, die mit ihrer Schaustellung das Publikum tatsächlich unterhalten, hohe Positionen in der Politik einnehmen oder sich zumindest darum bewerben. Und wir, das verwöhnte Publikum, haben die Nase voll von diesen Quereinsteigern, von diesen echten Politikern, die sich durch Parteiinstanzen hinaufgedient, hinaufgebuckelt, hinaufgeschleimt haben, deren Fertigkeit sich einzig und allein auf das Ausfahren Ihrer Ellbogen beschränkt, und die doch tatsächlich glauben, wir würden uns immer noch an ihren intriganten Vorführungen erfreuen. Ihr elenden Heuchler, aus Euch werden niemals wirkliche Schauspieler, Sänger, Zauberer, Akrobaten, Jongleure, Feuerschlucker oder Seiltänzer. Da loben wir uns die Selenskyjs, die Grillos, die Schwarzeneggers, die Reagans.

Und Österreich, die kleine Welt, in der die große ihre Probe hält, hat nun endlich auch den Gaukler, auf den es stolz sein kann. Dominik Wlazny, besser bekannt unter seinem Pseudonym, mit dem er durch die sozialen Medien geistert: MarcoPogo666. Und schon macht die Gesellschaft das, was sie in der Pandemie gelernt hat: Sie spaltet sich. Die einen sagen, er sei ein ausgebildeter, seriöser Arzt, ein Kämpfer für harte – was heißt da "harte"? – für vernünftige Anti-Corona Maßnahmen. Die anderen fragen sich, was von jemanden zu halten ist, der seine Partei Bierpartei nennt. Die einen himmeln ihn an, die anderen verteufeln ihn – was ihnen bei der Zahl 666 auch niemand verübeln kann.

Bundespräsident will er werden, der Gaukler. (Harry Bergmann, 22.6.2022)