Im Gastblog blickt Ulrike Hirhager auf das Leben der sozial engagierten Professorin und Künstlerin Gerda Matejka-Felden zurück.

Gerda Matejka-Felden, Selbstporträt
Abbildung: Nachlass Gerda Matejka-Felden/Wolfgang Pollak

Gerda Matejka-Felden wurde am 29. April 1901 in Dehlingen im Elsass geboren und übersiedelte als Kind nach Bremen, wo ihr Vater Emil eine Pastorenstelle übernahm; später gehörte er als sozialdemokratischer Abgeordneter dem Reichstag an, was ihm den Beinamen "Der rote Pastor" einbrachte. Ihre Mutter Marie entstammte dem preußischen Landadel, zur Familie gehörten noch Gerdas Geschwister Doris, Franz und Andreas.

Gerda Felden besuchte zunächst die höhere Töchterschule in Bremen. Als Elfjährige erhielt sie privaten Zeichenunterricht bei dem Worpsweder Maler Fritz Cobet, 1914/15 bis 1918/19 studierte sie an der Kunstgewerbeschule Bremen und erhielt 1918 ein Stipendium des Bremer Senats für die Malerschule Worpswede. Von 1920 bis 1924 bildete sie sich an der Akademie der Graphischen Künste in Leipzig in Malerei, Grafik und Illustration fort.

Gerda Matejka-Felden, "Zeitungsjunge"
Abbildung: Nachlass Gerda Matejka-Felden/Wolfgang Pollak.

1924 übersiedelte Gerda Felden nach Wien und arbeitete als Malerin und Illustratorin, etwa für den Ullstein-Verlag, wo sie die künstlerische Leitung übernahm. Über ihre in dieser Zeit geschlossene Ehe mit dem Buchhändler, Lektor und Schriftsteller Karl Ludwig Kossak alias Kossak-Raytenau (1891–1949) bewahrte sie zeit ihres Lebens Stillschweigen.

Der Weg zur Volksbildnerin

In zweiter Ehe heiratete sie 1932 den überzeugten Linkskatholiken und Antifaschisten Viktor Matejka (1901–1993), der seit längerem am Volksheim und in den Volksbildungshäusern unterrichtete und dessen Begeisterung für die Volksbildung sie teilte. Schon im Jahr ihrer Heirat gab Gerda Matejka-Felden Mal- und Zeichenkurse an der Volkshochschule Leopoldstadt, ab 1934 an den VHS Ottakring und Margareten sowie an der VHS Wiener Urania; sie führte auch Kurse speziell für Arbeitslose ein. Das Kursangebot war nicht auf Wien beschränkt, auch in Mödling und Krems wurden Arbeitsgemeinschaften und Fachgruppen eingerichtet. Im Volksheim Ottakring gründete sie 1935 eine Fachgruppe für Zeichnen und Malen. Eine rege Ausstellungstätigkeit entfaltete sich Mitte der 1930er-Jahre, etwa im Volksheim, bei den Bergfreunden und 1936 im Messepalast. Die Qualität der ausgestellten Arbeiten der Volkshochschüler und Volkshochschülerinnen rief die Berufsvereinigung bildender Künstler auf den Plan, die sich durch dieses "künstlerische Proletariat" bedroht sah und sich sogar an Kanzler Schuschnigg wandte. Dieser stand allerdings dem Projekt durchaus positiv gegenüber.

Mit dem "Anschluss" Österreichs 1938 wurde Gerda Matejka-Felden mit einem Berufsverbot auf allen Gebieten der bildenden Kunst sowie des Kunsthandwerks belegt; fast alle ihre Bilder wurden von der Gestapo beschlagnahmt. Ihr Mann wurde mit dem "Prominententransport" am 1.April 1938 nach Dachau deportiert. In den folgenden Jahren versuchte Gerda wiederholt, für die Freilassung ihres Mannes zu intervenieren, aber ohne Erfolg. Nach seiner Entlassung 1944 verhinderte eine Erkrankung seine Einberufung an die Front. 1945 wurde Viktor Matejka als Vertreter der Kommunistischen Partei Österreichs Stadtrat für Kultur und Volksbildung in Wien. Die Ehe der Matejkas wurde bereits im Mai 1948 geschieden, eine enge Verbindung blieb jedoch weiterhin bestehen.

Akademische Kunst versus Volksbildung

Im Sommer 1945 erhielt Gerda Matejka-Felden an der Akademie der bildenden Künste Wien einen auf zwei Semester befristeten Lehrauftrag an der Meisterschule für Kunsterziehung (dem heutigen Institut für das künstlerische Lehramt). Als weitere Aufgabe wurde ihr die Abhaltung eines zweisemestrigen Kurses zur Vorbereitung von "talentierten jungen Malern" für die Aufnahmeprüfung an die Akademie übertragen. Ob bei ihrer Bestellung politischer Druck ausgeübt worden war und im Gegenzug Nachsicht in den laufenden Entnazifizierungsverfahren der Akademieangehörigen unter Rektor Prof. Herbert Boeckl geübt wurde, ist ungeklärt. 1946 übernahm Gerda Matejka-Felden die Leitung der Meisterschule für Kunsterziehung und sorgte dort auch für das allgemeine Wohlergehen ihrer Studierenden, indem sie etwa Lebensmittel und Bekleidung organisierte.

Parallel zu ihrer Tätigkeit an der Meisterschule war sie weiterhin in der Volksbildung aktiv: Im Wintersemester 1946/47 gründete sie zusammen mit Leopold Langhammer, Referent für Volksbildung der Stadt Wien, und Karl Lugmayer, Unterstaatssekretär im Staatsamt für Volksaufklärung, den Verein "Künstlerische Volkshochschule" mit Sitz im Souterrain des Akademiegebäudes am Schillerplatz. Unterrichtet wurden Aktstudium, Kopf- und Landschaftsstudien sowie Stillleben. Samstags gab es einen frei zugänglichen Abendakt, sonntags Zeichnen und Malen der menschlichen Figur, darüber hinaus Modellieren und Bühnenbild (für Laienspiele), aber auch Kinder- und Kosmetikkurse, Kurse in Handarbeiten und sogar eine Mannequinschule. Brieflicher Fernunterricht wurde ebenfalls angeboten.

Folder des Vereins "Künstlerische Volkshochschule"
Abbildung: Universitätsarchiv der Akademie der bildenden Künste Wien

Die Künstlerische Volkshochschule stand in ihrem Ziel, Kunst und Kunstschaffen allgemein zugänglich zu machen und nicht mehr Angelegenheit der Eliten sein zu lassen, im Gegensatz zu den akademischen Ansprüchen. Matejka-Felden sah sich immer eher als Pädagogin denn als Künstlerin, sie vertrat die Meinung, dass jeder Mensch seine Begabung entfalten könne.

Die Volkshochschulkurse hatten einen überwältigenden Erfolg. Zeitweise umfasste das Angebot über hundert Kurse. Die Werke wurden in zahlreichen Ausstellungen präsentiert: in den Volksbildungsheimen, 1951 im Messepalast unter dem Motto "Gestalten und Erkennen", 1952 im Palais Liechtenstein und im selben Jahr in Marl-Recklinghausen bei Essen. Bis 1977 wurden über 400 Ausstellungen in Österreich und über 300 im Ausland veranstaltet, 1960 sogar eine in den USA.

1954 gründete Gerda Matejka-Felden die Kunstschule Wien, die zunächst als Privatschule geführt wurde und 1965 das Öffentlichkeitsrecht erlangte. Ziel war nicht, Berufskünstler auszubilden, sondern bereits Berufstätigen die Möglichkeit zu bieten, sich in Kunst oder Kunsthandwerk zu versuchen.

Die Unterbringung dieser beiden Institutionen im Akademiegebäude führte häufig zu Verwechslungen und – vor allem hinsichtlich der Raumfrage – zu Konflikten, die erst 1963 mit dem Umzug in die Lazarettgasse im neunten Bezirk ein Ende fanden.

Akademische Kunsterziehung in explosivem Umfeld

Die Ausbildung von Zeichenlehrern war schon Ende des 18. Jahrhunderts Aufgabe der Akademie der bildenden Künste Wien und wurde im 19. und frühen 20. Jahrhundert Gegenstand eines Kompetenzengerangels, wobei die Akademie für die kommissionelle Prüfung der Lehramtskandidaten und Lehramtskandidatinnen zuständig war. 1941 wurde die Meisterschule für Kunsterziehung mit Ernst August Mandelsloh als Leiter gegründet. 1942 folgte ihm der spätere Rektor Christian Ludwig Martin nach. Beide standen dem NS-Regime nahe. Dass ab 1945 eine "linke" Frau an dieser ehemaligen "Nazigründung" unterrichtete, barg zusätzlichen Sprengstoff.

1947 wurde Gerda Matejka-Felden als erste Frau zur außerordentlichen Professorin an der Akademie der bildenden Künste ernannt. Sie war eine durchaus polarisierende Persönlichkeit, die als "Linke" einer konservativen männlichen Professorenschaft, die zudem mit ihren Entnazifizierungsprozessen beschäftigt war, gegenüberstand.

Manche ihrer Lehrmethoden in der Ausbildung der Kunsterzieher und Kunsterzieherinnen kritisierte das Professorenkollegium als veraltet, andere muten heute modern an, denn ihre Meisterschülerinnen und Meisterschüler wurden dazu angehalten, an der Volkshochschule Unterricht zu erteilen – ein Berufspraktikum, das aber nicht entgolten wurde und mitunter in zeitlichem Konflikt mit verpflichtenden Lehrveranstaltungen stand.

Studienplan der Meisterschule für Kunsterziehung von 1946
Abbildung: Universitätsarchiv der Akademie der bildenden Künste Wien

Dieser Gratisunterricht, Matejka-Feldens zeitaufwendiges Engagement für die Künstlerische Volkshochschule sowie ihr Umgang mit Studierenden und der Kollegenschaft führten 1949 zu einem Streik der Studierenden und in weiterer Folge zu einem von ihr selbst angestrengten Disziplinarverfahren, das reges Medienecho hervorrief. Ihre Tätigkeit an der Meisterschule für Kunsterziehung war für zwei Jahre unterbrochen, nicht aber ihre Arbeit an der Volkshochschule. Schließlich konnte sie 1951 erneut die Leitung der Meisterschule übernehmen, doch gab es immer wieder Bestrebungen, sie loszuwerden, bevorzugt gleich zusammen mit ihrer Meisterschule, deren Ausgliederung oftmals zur Debatte stand. Diese Versuche gingen sogar in den persönlichen Bereich hinein, indem ihr ein Verhältnis mit einem Studenten nachgesagt wurde.

1959 wurde Gerda Matejka-Felden zur Titularprofessorin, 1967 zur ordentlichen Hochschulprofessorin ernannt. Anlässlich ihres 65. Geburtstags fand eine Ausstellung ihrer Werke im Wiener Künstlerhaus statt.

Würdigungen und Ausstellungen

Ihre volksbildnerischen Leistungen verschafften Gerda Matejka-Felden internationales Ansehen. Sie wurde zu Kongressen und zur Teilnahme an Ausstellungen eingeladen: 1954 nach Paris, um die französischen Kunstschuleinrichtungen kennenzulernen und Vorträge zu halten, 1960 nach Moskau, wo sie eine Ausstellung österreichischer Kindermalereien zeigte und über Kunsterziehung und Erwachsenenbildung sprach. 1962 stellte sie ihre eigenen Werke in Bremen aus. Bei all diesen Aktivitäten wies das Rektorat immer wieder darauf hin, dass sie diese Reisen in der Rolle als Leiterin der Künstlerischen Volkshochschule unternahm und nicht als Professorin der Akademie der bildenden Künste.

Gerda Matejka-Felden in ihrem Atelier
Foto: Österreichisches Volkshochschularchiv, Wien

1957 erhielt sie den Würdigungspreis für Volksbildung des Bundesministeriums für Unterricht, zehn Jahre später – im selben Jahr wie das Ordinariat – das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich und 1970 das Große Goldene Ehrenzeichen von Stadt und Land Wien.

Gerda Matejka-Felden lehrte an der Meisterschule für Kunsterziehung bis zu ihrer Emeritierung 1971 und trat 1972 endgültig in den Ruhestand. Danach widmete sie sich bis 1980 ihrer Volksbildungstätigkeit. Sie starb am 27. Dezember 1984 und wurde in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof bestattet. (Ulrike Hirhager, 23.6.2022)