George Hoyningen-Huene inszenierte Bademode von AJ Izod. Links im Bild "The Divers" von 1930: Horst Bohrmann, später bekannt als Horst P. Horst.
Foto: The George Hoyningen-Huene Estate Archives

Es war ein zufälliges wie folgenschweres Treffen, 1930 in einem Pariser Café. George Hoyningen-Huene lernte Horst Bohrmann kennen. Der eine ein russischer Adelsspross, Cheffotograf der Vogue und in der Pariser Gesellschaft bestens vernetzt. Der sechs Jahre Jüngere ein deutscher Architekturstudent, der im Büro von Le Corbusier angeheuert hatte. Die beiden Männer wurden zeitweise ein Paar, aber nicht nur das. Bohrmann avancierte zum Assistenten und Model Hoyningen-Huenes – und wurde in eine neue Welt katapultiert.

Horst P. Horst für die US-Vogue: Muriel Maxwell, Ensemble von Sally Victor, Tasche von Paul Flato,
Sonnenbrille von Lugene, 1939.
Foto: Condé Nast / Horst Estate

Davon zeugt The Divers, Hoyningen-Huenes wahrscheinlich bekanntestes Bild aus demselben Jahr. Mit ihm lassen die Kuratoren Rebekka Reuter und Fabian Knierim am Fotoschauplatz Westlicht in Wien die Ausstellung Horst / Huene. In Style beginnen: Neben Lee Miller ist in Rückenansicht Horst Bohrmann zu sehen. Bei dem Bademodenbild handelt es sich um eine perfekt inszenierte, typische Huene-Illusion in Schwarz-Weiß: Es sieht aus, als sei es auf einem Sprungbrett aufgenommen. Tatsächlich entstand es auf dem Dach des Pariser Verlagsstudios auf den Champs-Élysées. Mehr Flexibilität ließen die sperrigen Kameras nicht zu.

Das Who’s who der Pariser Kunst- und Modewelt: Coco Chanel.
Foto: Condé Nast / Horst Estate

Stundenlange Studien

Bald nahm auch Bohrmann, der im Louvre stundenlang griechische Statuen studierte, aber bis dahin nicht fotografiert hatte, die Kamera in die Hand. Es war ein guter Zeitpunkt für Quereinsteiger, das junge Medium noch nicht weit verbreitet. In Magazinen wie Vogue löste die Modefotografie die Illustrationen ab und entwickelte sich zu einer eigenen Kunstform.

Entsprechend rasant verlief die Karriere des Deutschen. Schon 1931 arbeitete er im Pariser Fotostudio der Vogue, im November druckte sie sein erstes Foto. George Hoyningen-Huene und Horst Bohrmann, der sich später Horst P. Horst nannte, bauten aufwendige Sets, arbeiteten mit riesigen Kameras, großen Teams und deshalb meist im Fotostudio. Ihre klassischen, eleganten Lichtkompositionen, ihre modischen Reinterpretationen der Antike wurden stilbildend – und Hoyningen-Huene und Horst bei Vogue und Harper’s Bazaar zu den wichtigsten Modefotografen ihrer Zeit.

oder auch Salvador Dalí.

Nackte männliche Körper

Wie sehr einander die beiden, die ein Leben lang verbunden blieben, inspiriert haben, lässt sich in der Ausstellung entdecken. Rund 120 Arbeiten verteilen sich im Westlicht, sie stammen aus Nachlässen aus Stockholm und Florenz. Auf eine chronologische Anordnung verzichteten die Kuratorinnen glücklicherweise, auch so wird klar: Hier fischten zwei in einem gemeinsamen Freundes- und Bekanntenkreis, inszenierten das Who’s who der Pariser Kunst- und Modewelt, von Salvador Dalí bis Coco Chanel, nach der Emigration in die USA in Hollywood.

Und sie inszenierten den nackten männlichen Körper wie griechische Statuen. Beeinflusst wurde von ihnen nicht nur Robert Mapplethorpe. Ihr Schönheitsideal lebt heute auf Instagram weiter. (Anne Feldkamp, 22.6.2022)