Allein die illustren Gästelisten der vergangenen Jahre wirken wie eine Rückschau auf eine – im Wortsinne – untergegangene Zeit: Königin Elizabeth II war ebenso Gast im Jumbo Kingdom wie Schauspielass Tom Cruise und der damalige US-Präsident Jimmy Carter. Ob sie an dem goldenen Thron Platz nahmen, der im Speisesaal royales Odeur verströmen sollte, ist nicht bekannt. Einem James-Bond-Klassiker verlieh das einem chinesischen Tempel nachempfundene Restaurant mit seinen 2.000 Sitzplätzen jedenfalls eine stilechte Kulisse. Am Montag ist Chinas kulinarisches Flaggschiff im Hongkonger Hafen gesunken.

Geschmack kann man sich nicht kaufen: Das Restaurant Jumbo Kingdom, damals noch vertaut im Hongkonger Südhafen.
Foto: REUTERS/Joyce Zhou

Tausend Meter tief

Das einst größte schwimmende Restaurant der Welt, das in den 45 Jahren seiner Existenz angeblich 30 Millionen Menschen verköstigt hat, verschwand beim Versuch, es in eine Werft in Festlandchina zu schleppen, nahe der Paracel-Inseln in den Tiefen des Südchinesischen Meeres. Nun ruht die Jumbo Kingdom, ein Symbol der britischen Kolonialgeschichte in dem nun von Peking immer aggressiver einverleibten Stadtstaat, in 1.000 Metern Tiefe, wie CNN berichtete. Ein Ende mit Schrecken, auch wenn bei der Havarie niemand verletzt wurde.

Auf hoher See – eine Reise ohne Wiederkehr für das schwimmende Restaurant.
Foto: REUTERS/Tyrone Siu

Die Corona-Pandemie samt damit einhergehender Tourismus- und Gastro-Flaute hatten die Geschäfte zuletzt beinahe zum Erliegen gebracht, schon Mitte 2020 wurde das ikonische Restaurant geschlossen. Nun, wo es als Wrack wohl endgültig ausgedient hat, betrauern viele Hongkongerinnen und Hongkonger den Verlust des einstigen Touristenmagneten – und das symbolische Ende einer Ära, in der nicht Pekings KP, sondern die Windsors aus London über die Geschicke der Hafen- und Finanzmetropole wachten. (flon, 21.6.2022)