In linken Kreisen ist Gerald Grosz entweder gar nicht, als Nervensäge oder als Feindbild bekannt. Tatsächlich ist es als Medienkonsument gar nicht so leicht, an ihm vorbeizukommen: Grosz ist als (bezahlter) Gast regelmäßig bei Wolfgang Fellner auf oe24.tv zu Gast, wenn man einmal darüber hinwegzappt. Der 45-jährige Steirer pflegt mit Selbstbewusstsein und Eloquenz seine Rolle als Nervensäge und Feindbild der Linken, dabei ist er selbst sein hingerissenster Zuhörer. Eine gewisse Selbstgefälligkeit ist ihm schwer abzusprechen. Grosz vertritt seine durchwegs einem sehr rechten Weltbild entstammenden Positionen bis hart an die Schmerzgrenze und manchmal darüber hinaus. Eine geplante Tour durch Österreich mit seinem (linken) Gegenüber aus dem Fernsehstudio, Sebastian Born Mena, musste allerdings mangels ausreichender Publikumsnachfrage wieder abgesagt werden.

Gerald Grosz fabriziert Youtube-Videos und ist Dauergast in Wolfgang Fellners Fernsehsendungen. Um seine eigene Bekanntschaft zu potenzieren, positioniert sich Grosz nun als Bundespräsidentschaftskandidat.
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Jetzt will Gerald Grosz als Kandidat für die Bundespräsidentschaftswahl antreten, das ist quasi auch eine Tournee durch Österreich. Er sammelt bereits Unterschriften. Das kann nach Marco Pogo als weitere Scherzkandidatur verbucht werden, wird aber zumindest die Bekanntschaft von Grosz steigern. Für seine beiden Consultingfirmen in Graz sollte das kein Nachteil sein. Einen Slogan hat er auch schon: "Make Austria Grosz again!"

Zugang zum Chef

Grosz ist seit einer Ewigkeit in der Politik tätig, meist in der zweiten oder dritten Reihe, manchmal war es nur das Vorzimmer. Unter Jörg Haider trat er 1992 dem Ring Freiheitlicher Jugend (RFJ) bei. An die Öffentlichkeit geriet er, als er im Oktober des Jahres 2000 Pressesprecher von Herbert Haupt wurde, der erst Sozialminister war und dann dank innerparteilicher Turbulenzen sogar Vizekanzler wurde. Grosz war in seiner Funktion umtriebig und nachdrücklich, den Zugang zu seinem Chef verwaltete er mit dem Bewusstsein der Macht, die er sich so leihen konnte. Wobei Herbert Haupt als Chef für einen Pressesprecher eine durchaus herausfordernde Tätigkeit sein konnte.

Später engagierte sich Grosz als FPÖ-Stadtparteiobmann in seiner Heimatgemeinde Deutschlandsberg. 2005 macht ihn Jörg Haider zum Generalsekretär des BZÖ. Haider, für Grosz ein "Gigant der Republik", blieb er treu, nach dessen Tod erfand er in seiner Funktion als Vorstand der Jörg-Haider-Gesellschaft die Jörg-Haider-Medaille, die er unter anderem Heinz-Christian Strache verlieh.

Sternzeichen Krokodil

Zwischendurch war Grosz für das BZÖ auch Abgeordneter im Nationalrat, dort musste er sich aufgrund nervender Zwischenrufe einiges von den Kollegen anderer Fraktionen anhören: "Du bist genau um den Schädel zu klein, wo das Hirn drin sein sollte" oder "Sternzeichen Krokodil: große Klappe, kleines Hirn". Grosz bewies Humor und übernahm in Schönbrunn die Patenschaft für ein Krokodil. 2013 wurde Grosz sogar Chef des BZÖ, aber da versank dieses bereits in der politischen Bedeutungslosigkeit.

Der Slogan für die Kandidatur steht: "Make Austria Grosz Again." Der Steirer ist PR-Profi, Selbstvermarktung ist sein Geschäft.
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Privat bewies er zumindest Größe, als erster Politiker des dritten Lagers machte er seine Homosexualität publik und verpartnerte sich 2013 mit seinem Lebensgefährten.

An die Öffentlichkeit tritt Grosz mit Youtube-Videos, in denen er politische Entwicklungen kommentiert, auch seine Hofburg-Kandidatur verkündete er über ein Video: "Liebe Österreicherinnen und Österreicher! Ja, ich will." (Michael Völker, 21.6.2022)