Jurist Jelinek wird Nachfolger von Sigrid Pilz als Wiener Patientenanwalt.

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Ein wenig überraschend war es schon. So sehr offenbar, dass zunächst ein anderer Name durch heimische Medien geisterte. Nicht von Gerhard Jelinek als neuem Wiener Patientenanwalt war da zunächst die Rede – sondern von Udo Jesionek, dem 84-jährigen einstigen Präsidenten des Jugendgerichtshofs Wien.

Bald wurde die Falschmeldung aber korrigiert und der richtige Name bestätigt: Der 65-jährige Justizexperte Jelinek wird als Nachfolger von Sigrid Pilz Leiter der Wiener Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwaltschaft. Und das schon ziemlich bald, denn die kommende Funktionsperiode beginnt bereits mit 1. Juli. Die Amtszeit beträgt fünf Jahre.

Der Jurist, nicht zu verwechseln mit dem österreichischen TV-Journalisten gleichen Vor- und Nachnamens, hat sich vor allem als Präsident des Wiener Oberlandesgerichts einen Namen gemacht. Vergangenen November trat er aus dieser Funktion in den Ruhestand.

Nach seinem Jusstudium begann Jelinek seine Laufbahn 1984 als Richter in Wien. Bereits ab 1995 war er am Oberlandesgericht Wien tätig, 2006 wurde er Senatspräsident, zwei Jahre später Vizepräsident. Die Leitung des Gerichts übernahm der Zivilrechtsexperte Anfang 2015 und übte sie bis zu seiner Pensionierung im Vorjahr aus. Besonders engagiert war er dabei für den Richter- und Richterinnen- Nachwuchs und ausreichende Kapazitäten für die Justiz.

Passionierter Musiker

Der verheiratete Vater dreier Kinder betätigt sich neben der Juristerei aber auch in einem anderen Feld sehr leidenschaftlich: Jelinek ist passionierter Musiker und verfasst eigene Texte zu den Melodien bekannter Hits – nicht selten gespickt mit kleinen Pointen für juristische Auskenner. Erst vor einem Jahr stellte er als gerade scheidender Präsident im Festsaal des Obersten Gerichtshofs vor Live-Publikum seine zweite CD vor. Geprägt war der Auftritt an der Gitarre von Jelineks Branchen-affinen Coverversionen, aber auch von französischen Chansons.

Laut dem zuständigen Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) hat sich Jelinek in einem mehrstufigen Hearingverfahren gegen 23 andere Bewerberinnen und Bewerbern durchgesetzt – das Gesetz schreibt für die Position eine öffentliche Ausschreibung vor.

Jelineks Vorgängerin Pilz hatte sich nach zwei Funktionsperioden erneut beworben, kam aber nicht mehr zum Zug. Einst war sie für die Grünen im Wiener Gemeinderat gesessen. Doch die Grünen sind nun Opposition. (Martin Tschiderer, 21.6.2022)