Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink wird Landeshauptmann Markus Wallner (beide ÖVP) während seines Krankenstandes vertreten.

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Barbara Schöbi-Fink ist in Vorarlberg keine Unbekannte. Das liegt aber vor allem an ihrer Karriere, bevor sie das politische Parkett betrat: In den 1990ern war sie Mitarbeiterin der ORF-Landesstudios in Vorarlberg und moderierte unter anderem die regionale Nachrichtensendung "Vorarlberg heute".

Ab dem Jahr 2000 folgte der Umstieg: Die promovierte Germanistin war zunächst in der Feldkircher Stadtpolitik für die ÖVP tätig, wo sie bis zur Vizebürgermeisterin aufstieg. 2018 trat sie dann in die Landesregierung ein – Abgeordnete im Landtag war sie bereits seit 2014. Nach der Landtagswahl 2019 wurde Schöbi-Fink dann vom Landtag zur Landesstatthalterin, also zur Stellvertreterin des Landeshauptmannes, gewählt. Sie war die erste Frau in dieser Funktion – und ist somit nun auch die erste Frau, die interimistisch die Geschäfte des Landes führen wird.

Farblos, aber linientreu

Dass sie in den kommenden Wochen zu einer ernsthaften Nachfolgerin von Markus Wallner werden könnte, glaubt im Ländle aber so gut wie niemand – selbst wenn Wallner nicht aus dem mehrwöchigen Krankenstand zurückkehren sollte. Schöbi-Fink gilt als eher farblos, aber linientreu. Ihr werden auch nicht Ambitionen nachgesagt, das Amt der Landeshauptfrau zu bekleiden.

Für Wallner hatte die dreifache Mutter seit der Wirtschaftsbund-Affäre jedenfalls keine Kritik übrig, im Gegenteil. In einer Sonderlandtagssitzung beklagte sie sich, dass Wallner mit Schmutz von allen Seiten beworfen werde und sich nicht wehren könne – das wünsche sie niemandem. Sie sei schon lange in der Politik, sagte Schöbi-Fink, aber: "Woran ich mich nicht gewöhnen werde, ist das sogenannte politische Spiel: wo es nicht darum geht, Inhalte auszutauschen, einen Kompromiss zu finden, sondern wo es darum geht, jemanden schlechtzumachen, ohne selbst etwas Gutes zu tun."

Kinderbetreuung als größtes Projekt

Inhaltlich war Schöbi-Fink in den letzten Jahren mit den Themen Bildung, Schule und Kindergärten beschäftigt – zunächst als ÖVP-Landtagsabgeordnete und Sprecherin für diesen Bereich, später als Landesrätin. Für ihr großes Projekt – den lange geplanten Entwurf zum neuen Kinderbildungs- und Betreuungsgesetz – erntete sie zuletzt viel Kritik.

Die Opposition, aber auch Gewerkschafts- und Branchenvertreter waren aber nicht nur mit den Inhalten unzufrieden, sondern auch mit dem Zustandekommen des Pakets. Schöbi-Fink habe nicht auf Zusammenarbeit gesetzt. Kritik, auch von Elementarpädagoginnen in den vergangenen Wochen geäußert, erkannte Schöbi-Fink nicht an und sprach zuletzt von einem "großen Kompromiss". (Lara Hagen, 22.6.2022)