Weil zum Beispiel Schneebrücken auf Gletschern in dieser Saison nur schwach oder gar nicht vorhanden sind, steige die Gefahr von Spaltenstürzen, heißt es.

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Innsbruck/Wien – Aufgrund der geringen Schneedecke und drastischer Veränderungen in vergletscherten Bereichen mahnt das (ÖKAS) bereits jetzt zu einer guten Tourenplanung bei Hochtouren. Die Veränderungen im Hochgebirge machen ein "Umdenken" erforderlich, hielt ÖKAS-Präsident Peter Paal in einer Aussendung am Mittwoch fest. In der vergangenen Saison verunfallten in Österreich 103 Alpinisten. Zwei Personen verunglückten tödlich.

Zu den 103 im Zeitraum von 1. November 2020 bis 31. Oktober 2021 Verunfallten im Hochgebirge zählten zudem 51 Verletzte und 50 Unverletzte. 21 Personen verunglückten in der Saison 2020/21 auf Gletschern, 35 im Felsgelände. Von diesen 56 Verunfallten sei etwa ein Drittel ohne Seil unterwegs gewesen, gab das Kuratorium bekannt. Die Mehrheit der Unfälle – 44 Prozent – ereignete sich beim Abstieg, ein Großteil der Verunfallten – 73 Prozent – waren Männer.

Vielfältige Unfallursachen

Im Zehn-Jahres-Mittel endeten fünf Prozent der Hochtourenunfälle tödlich, so das Kuratorium weiter, 19 Prozent mit schweren und 18 Prozent mit leichten Verletzungen. 47 Prozent der Verunfallten überstanden im langjährigen Mittel das Unfallgeschehen unverletzt. Die Mehrheit – 70 Prozent – war zwischen 21 und 50 Jahre alt. Im Zehn-Jahres-Mittel stammten 39 Prozent der Verunglückten aus Österreich und 38 Prozent aus Deutschland.

Die Hauptunfallursache bei den tödlich verunfallten Personen auf einer Hochtour sei im Zehn-Jahres-Mittel mit 27 Prozent jedenfalls ein Sturz, Stolpern oder Ausgleiten. Zwölf Prozent der Unfälle seien auf Lawinen zurückzuführen, acht Prozent auf Spaltenstürze und je vier Prozent auf Herz-Kreislaufversagen und Steinschlag. In 35 Prozent der Fälle sei die Ursache unklar. Dies belege: Die Unfallursachen seien bei einer Hochtour zumeist vielfältig und komplex. So könne eine Verkettung von "unglücklichen Abläufen" zu einer misslichen Notlage – etwa einer Blockierung – führen.

Professionelle Begleitung

Aufgrund von Veränderungen im Hochgebirge sei größere Vorsicht geboten, warnte das Kuratorium. Weil Schneebrücken auf Gletschern in dieser Saison nur schwach oder gar nicht vorhanden sind, steige die Gefahr von Spaltenstürzen, mahnte etwa Alexander Radlherr von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Die Gletscher des Alpenraums seien laut ÖKAS schon in der frühen Hochtourensaison aper, auch früh schneefreies Blockgelände stelle ein zusätzliches Unfallpotenzial dar. Gletscherbäche hatten bereits im Frühsommer ein Abflussverhalten wie im Hochsommer. Dies könne beim Zustieg oder beim Begehen von Gletschern fatale Folgen haben.

Walter Zörer, Präsident des Österreichischen Bergführerverbands, empfahl besonders Einsteigern "aufgrund der Komplexität und der hohen Anforderungen einer kombinierten Tour/Hochtour" eine professionelle Begleitung bzw. Führung oder eine Aus- und Fortbildung in alpinen Vereinen. Die Verwendung des Seils sollte etwa gut überlegt sein und im Fall von mangelnder Kompetenz an Profis abgegeben werden. (APA, 22.6.2022)