Roland Geyer nimmt Abschied vom Theater an der Wien und seinen Nachwuchskünstlerinnen.

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Alles hat ein Ende, nur das von Roland Geyer hat drei: Nach zwei Vertragsverlängerungen ist für den Mathematikprofessor und Intendanten des Theaters an der Wien nach sechzehneinhalb Jahren nun Schluss. Für immer aus ist es auch mit dem Jungen Ensemble des Theater an der Wien (Jet). Seit 2012 haben in der Kammeroper 35 Sängerinnen und Sänger aus 19 Nationen in fünf Jet-Ensembles 39 verschiedene Musiktheaterwerke zur Aufführung gebracht.

Das pittoreske Untergrund-Etablissement am Fleischmarkt war nicht nur eine ideale Ausbildungsstätte und ein Reservoir zur Besetzung der kleinen Partien im Traditionshaus an der Wienzeile. Auch in Sachen Regie wurde hier von jungen Kräften Erstklassiges auf die Bühne gezaubert. Eine der szenischen Novizinnen von damals führt bald die Volksoper: Lotte de Beer.

Langer Abend

Zum Abschied wurde nicht leise Servus gesagt, sondern laut gesungen. Ensemblemitglieder erfreuten quasi bei ihrem eigenen "Begräbnis" mit dreistündigem Arienabend, begleitet von den drei famosen Korrepetitoren Elizabeth Sīrante, Arabella Cortesi und Mennan Bërveniku. Hintergrundprojektionen erinnerten an manche Sternstunde wie auch an die Wirkungskraft der Zeit.

Gesangliche Höhepunkte gab es einige: Gan-ya Ben-gur Akselrod erfrischte mit pointierter Komik bei einer Poulenc-Arie, Natalia Kawałek gab eine Carmen mit sinnlicher Glut, Johannes Bamberger verzauberte mit hellweichem Purcell. Und Bernsteins koloraturglitzernde Candide-Cunégonde passte für Ilona Revolksaya wunderbar. Zwischen den Jahrgangsblöcken rapportierte Roland Geyer in der ihm eigenen, sachlich-bescheidenen Art den Geschichtsgang des kleinen Hauses und gab am Ende sogar noch den gestrandeten Kapitän von Gersters Oper Enoch Arden – nur szenisch, nicht gesanglich. Vorhang. (Stefan Ender, 22.6.2022)