Wärmepumpen beziehen Wärme entweder aus der Luft oder der Erde. In Städten sind Luftwärmepumpen meist einfacher einsetzbar.

Illustration: Fatih Aydogdu

Wer raus aus dem Gas will, ist mit einem Eigenheim auf dem Land zumindest ein wenig im Vorteil. Hier ist es noch verhältnismäßig einfach, auf ein erneuerbares Heizsystem wie Wärmepumpen umzusteigen. An Neubauten sind die eigenartigen Kästen seit einigen Jahren deshalb schon häufiger zu sehen, graue oder weiße Geräte mit einem Gitter an der Seite, hinter dem sich ein Ventilator dreht. Wärmepumpen gelten als besonders umweltfreundlich und energieeffizient.

Für die Energiewende und den Ausstieg aus russischem Gas sind sie eine wirksame Technologie. Sie beziehen Wärme erneuerbar aus Luft und Erde. Den genutzten Strom wandeln sie effizient in Wärme um. So sinken die Energiekosten der Häuser, zudem lassen sich die Pumpen mit Photovoltaik und Solarthermie kombinieren.

In Städten wie Wien, wo viele in Mehrparteienhäusern mit Gasheizungen leben, ist es nicht ganz so einfach, die Wohnung mit einer Wärmepumpe auszustatten. In den meisten Fällen ist die Umstellung in erster Linie kein technisches Problem, sondern ein organisatorisches und finanzielles. Welche Punkte sind nun auf dem Weg zur Wärmepumpe zu beachten? Ein Überblick.

Alle an Bord?

Zunächst müssen sich die Mieterinnen und Eigentümer auf die Umstellung einigen. Kommt der Impuls nicht vom Hausbesitzer oder der Vermieterin selbst, wird es schnell kompliziert. Besitzer von Eigentumswohnungen müssen sich mit anderen Eigentümern im Mehrparteienhaus abstimmen und zusammenschließen.

Derzeit gibt es noch keine Chance, seinen Willen gegen die Mehrheit der Eigentümer durchzusetzen. Durch eine für Juli erwartete Gesetzesnovelle soll zumindest ein Drittel an sanierungswilligen Bewohnern reichen, damit eine Umstellung angestoßen wird. Für Mieter sind die Möglichkeiten hingegen meist beschränkt.

Abgesehen vom gängigen Mietrecht, das vorsieht, dass man nützliche Verbesserungen durch bautechnische Maßnahmen einfordern kann, können sie Vermieter und Vermieterinnen nicht dazu zwingen, Wohnungen umzurüsten. Selbst bei defekten Gasthermen können Vermieter bisher einfach eine neue Gastherme installieren. Denn einen Zwang zur nachhaltigen Heizung gibt es (noch) nicht.

"Mieter sollten gemeinschaftlich an die Eigentümer herantreten und vermitteln, dass sie einen Heizungstausch wollen", sagt Georg Trnka von der österreichischen Energieagentur im Gespräch mit dem STANDARD. "Man darf die Macht der Mieter nicht unterschätzen."

Zentrales oder dezentrales Heizsystem?

Prinzipiell stellt sich die Frage, welches Heizsystem im Haus vorliegt. Bei einem zentralen Heizsystem, bei dem ein Gaskessel im Keller das gesamte Haus versorgt, ist der Umstieg auf die Wärmepumpe einfacher. Wird jede Etage oder Wohnung dezentral beheizt, müsste erst ein zentrales Heizsystem eingebaut werden – was zwar technisch möglich, aber sehr aufwendig und teuer ist. Für jede Wohnung eine einzelne Wärmepumpe aufzustellen ist jedenfalls nicht sinnvoll.

Vorlauftemperatur für Wärmepumpe entscheidend

Die nächste Frage ist, welche Vorlauftemperatur in den Wohnungen vorliegt. Das ist die Temperatur, auf die das Wasser in einem Heizkessel erwärmt wird. Sie hängt davon ab, ob mit Heizkörpern oder Fußbodenheizung geheizt wird. "Radiatoren im Altbau müssen im Winter richtig heiß werden, um den Raum zu erwärmen. Dafür benötigt es hohe Vorlauftemperaturen von bis zu 90 Grad", sagt Trnka.

Wärmepumpen sind vor allem bei geringeren Vorlauftemperaturen von etwa 40 Grad effizient. Diese erreicht man aber meist nur mit guter Dämmung und Fußbodenheizung, die auf großer Fläche viel Wärme abgibt. "Ist der Altbau thermisch nicht saniert und nur mit Radiatoren ausgestattet, ist eine Wärmepumpe nicht sinnvoll, da sie gar nicht effizient genug arbeiten könnte", sagt Trnka.

Thermische Sanierung oft notwendig

Altbauten müssen daher meistens erst thermisch saniert werden, ehe eine Wärmepumpen-Heizanlage installiert werden kann. Das reduziert den Energieverbrauch und die Heizkosten deutlich. Zudem ist es dann einfacher, die Wärmepumpen mit normalen Heizkörpern zu kombinieren. Laut der österreichischen Energieagentur sinken die Energiekosten bei einer umfassenden thermischen Sanierung um mehr als die Hälfte, ebenso die jährlichen Treibhausgas-Emissionen.

Eine solche Gebäudesanierung dauert jedoch und kann schnell bis zu 60.000 Euro kosten. Für viele Eigentümer ist das schon eine finanzielle Hürde. Ist zwar ein zentrales Heizsystem vorhanden, aber keine Sanierung möglich, eignet sich Fernwärme oder Biomasse zum Heizen besser, sofern es technisch möglich ist.

Luft oder Erde – welche Wärmequelle wird genutzt?

Logischerweise benötigen Wärmepumpen eine nahe Wärmequelle. Luftwärmepumpen, die der Umgebungsluft Wärme entziehen, sind in Städten bisher am flexibelsten einsetzbar, da Luft überall verfügbar ist. Sie können etwa auf dem Dach stehen, wenn dort genug Fläche verfügbar ist und die Statik es zulässt. Zudem ist beim Aufstellen die Schallemission zu beachten, die die Geräte verursachen, damit Nachbarn nicht gestört werden.

Erdwärmepumpen, die Wärme mittels Tiefensonden und Kollektoren aus dem Erdreich ziehen, sind nicht ganz so einfach einzusetzen. Die Pumpen sind zwar wetterunabhängiger, da die Temperaturen im Erdreich weniger als an der Luft schwanken. In der Stadt sind für die Pumpen jedoch teure und aufwendige Tiefenbohrungen nötig. Bohrgeräte benötigen Platz, der in dicht bebauten Gebieten oft fehlt. Meist ist ein geologisches Gutachten nötig.

Bund trägt Kosten mit

Wie viel der Umstieg auf eine Wärmepumpe kostet, ist je nach Gebäude unterschiedlich. Laut Richard Freimüller vom Verband Wärmepumpe Austria bewegen sich Umbauten in Mehrfamilienhäusern mit 30 bis 40 Wohnungen und zentraler Gasheizung zwischen 40.000 und 50.000 Euro. Hinzu kommen Kosten, die eventuell für eine thermische Sanierung oder den Umbau des Heizsystems anfallen.

Diese können Wohnparteien teilweise über Förderungen decken. Für den Gasausstieg stehen bundesweit 650 Millionen Euro zur Verfügung, Private erhalten jeweils bis zu 7.500 Euro. Geld gibt es auch von den Ländern, die den Ausstieg ebenfalls fördern. Sanierungen im mehrgeschoßigen Wohnbau fördert der Bund mit 50 Euro pro Quadratmeter Wohnnutzfläche. (Florian Koch, 27.6.2022)