Sind Wissenschafterinnen unproduktiver als ihre männlichen Kollegen – oder werden ihre Leistungen nicht im selben Maße honoriert? Viele Diskussionen zum niedrigen Frauenanteil in der Wissenschaft oszillieren zwischen diesen Polen. Eine Studie zeigt nun, dass der Gender-Gap bei Publikationen und Patenten auf Letzteres zurückzuführen ist. Dass beteiligte Forscherinnen in Fachjournalen seltener als ihre Kollegen genannt werden, hat weitreichende Folgen in der Frage, wer Karriere macht – und wer auf der Strecke bleibt.

Der Weg zur Gleichberechtigung in der Wissenschaft ist noch weit.
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In den vergangenen Jahren wurde einiges in Sachen Frauenförderung auf den Weg gebracht: Stipendien, Quoten und Bewusstseinsbildung. Mit der diesjährigen Wittgenstein-Preisträgerin Christa Schleper wird eine hochverdiente Forscherin geehrt. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Frauen auch hierzulande Anerkennung oft verwehrt bleibt und noch viel für die Gleichberechtigung zu tun ist.

Wenn Anerkennung für die Leistungen von Frauen ausbleibt und stattdessen männliche Kollegen die Lorbeeren einstreifen, ist das zutiefst ungerecht. Solche Diskriminierungen hemmen aber auch, was an der Wurzel wissenschaftlichen Fortschritts liegt: den Wettbewerb der besten Ideen, unabhängig von Alter, Herkunft oder Geschlecht. Die Anerkennung von Forscherinnen ist nicht nur eine Frage der Fairness, sondern essenziell für den ungebremsten Erkenntnisgewinn. (Tanja Traxler, 23.6.2022)