Die B&C-Gruppe ist aus Schur Flexibles ausgestiegen. Ein Konsortium aus Banken und Fonds soll für neuen Schwung sorgen.

Foto: Schur Flexibles / David Payr

Der Verpackungshersteller Schur Flexibles wird nach dem Ausstieg der B&C-Gruppe unter neuen Eigentümern auf neue Beine gestellt. Das Unternehmen bekommt eine Geldspritze von 150 Millionen Euro in zwei Tranchen, zudem erfolgt zum Closing, das im September 2022 erwartet wird, sowie ein Schuldenschnitt von bis zu 75 Prozent der bisherigen Bankverbindlichkeiten, und die Kreditgeber erwerben das Eigentum an der Gruppe. Das gab das niederösterreichische Unternehmen am Mittwoch bekannt.

Die B&C-Gruppe, unter anderem Mehrheitseigentümerin der börsennotierten Unternehmen Lenzing, Amag und Semperit, war erst Anfang Juni nach Unstimmigkeiten aus Schur Flexibles ausgestiegen. DER STANDARD hat berichtet. Das Konsortium der Kreditgeber und zukünftigen Eigentümer besteht aus verschiedenen Banken und Fonds, unter anderem Apollo, Capital Four, Guggenheim und Palmer Square. Diese sind nun dabei, den Verpackungshersteller für die Lebensmittel-, Pharma-, Kosmetik- und Aromaschutzbranche zu restrukturieren. Dem Vernehmen nach sollen auch die Raiffeisen Bank International (RBI) und die Erste Bank zu den neuen Eigentümern gehören. Weder RBI noch Erste Bank wollten sich dazu am Mittwoch äußern.

150 Millionen frisches Kapital

Schur Flexibles bekommt nun also 150 Millionen Euro frisches Kapital, 60 Millionen Euro davon unmittelbar und weitere 90 Mio. Euro mit dem Closing. 50 Mio. Euro davon seien für strategische Ankäufe und M&A-Aktivitäten vorgesehen, um weiteres Unternehmenswachstum sicherzustellen, teilt das Unternehmen weiters mit.

Die B&C-Gruppe stieg aus dem Unternehmen aus, nachdem von B&C bei Schur Flexibles "massive Unregelmäßigkeiten in den Bilanzen der Vorjahre und grobe Verfehlungen durch ehemalige Manager entdeckt wurden", hatte B&C Anfang Juni wie berichtet mitgeteilt. Gegen das ehemalige Schur-Management seien inzwischen Strafverfahren wegen mehrerer Straftatbestände eingeleitet worden, so die B&C-Gruppe, die von einem weit überhöhten Kaufpreis sprach. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft hat Ermittlungen aufgenommen.

Opfer von Betrugsfall

"B&C sieht sich als Käuferin getäuscht und als Opfer eines Betrugsfalles", hieß es von B&C. "Die Aufarbeitung und Klärung von allfälligen zivil- und strafrechtlichen Sachverhalten aus der Zeit vor der Restrukturierung bleibt den Behörden und Gerichten vorbehalten.

Die 2012 gegründete Schur-Flexibles-Gruppe hat nach etlichen Zukäufen 23 Produktionsstandorte in Deutschland, Finnland, Dänemark, Schweden, den Niederlanden, Polen, der Slowakei, Griechenland, Frankreich, Großbritannien und Italien. Insgesamt beschäftigt Schur Flexibles rund 2200 Personen und hatte zuletzt einen Jahresumsatz von rund 590 Mio. Euro. (red, gra, 22.6.2022)