Saillon – "Ich konnte nicht schlafen" und "Mein Zimmer war zu laut" sind vielleicht Beschwerden, die Hoteliers von ihren Gästen fürchten, aber für die Gebrüder Riklin ist das genau der Sinn ihrer neuesten Kunstinstallation, des "Null-Sterne-Hotels". Das Hotelzimmer der Schweizer Konzeptkünstler besteht im Wesentlichen aus einem Doppelbett auf einem Podest mit zwei Nachttischen und Lampen. Es gibt keine Wände, Decken oder Türen, die Privatsphäre oder Schutz bieten.

Foto: REUTERS/Denis Balibouse

Die beiden haben ihre Null-Stern-Suite an einem Straßenrand neben einer Tankstelle im Dorf Saillon im Südschweizer Kanton Wallis eingerichtet. Man wolle die Gäste zum Nachdenken über die Probleme in der Welt anregen, so die Zwillingsbrüder, und sie inspirieren, ihre Handlungen zu überdenken. Die Brüder haben bereits ähnliche Betten in idyllischen Gegenden gebaut, aber dies ist ihr erster "antiidyllischer" Ort. "Der Schlaf ist nicht das Wichtigste", sagt Frank Riklin. "Wichtig ist das Nachdenken über die aktuelle Weltlage. Hier zu übernachten ist ein Statement für die dringende Notwendigkeit gesellschaftlicher Veränderungen."

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Die Gäste sind eingeladen, im "Halbschlaf" über Themen wie Klimawandel, Krieg und das endlose Streben der Menschheit nach Perfektion und die Schäden, die sie dem Planeten zufügt, nachzudenken. "Kurz gesagt: Jetzt ist nicht die Zeit zu schlafen, wir müssen reagieren", sagte Patrik Riklin. "Wenn wir so weitermachen wie bisher, könnte es mehr antiidyllische als idyllische Orte geben." Das Projekt, das zusammen mit dem Hotelier Daniel Charbonnier entwickelt wurde, umfasst auch drei weitere Null-Stern-Suiten in einem idyllischen Weinberg und an einem malerischen Hang. Die Suiten, zu denen ein Butler-Service mit Getränken und Frühstück gehört, werden vom 1. Juli bis zum 18. September zur Verfügung stehen. Der Preis für eine unvollkommene Nachtruhe: 325 Schweizer Franken (rund 332 Euro). (Reuters, 23.6.2022)