In etwa einem Dutzend Korruptionsklagen muss sich Suu Kyi vor Gericht verantworten.

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Yangon (Rangun) – Die in Myanmar entmachtete Ex-Regierungschefin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi ist nach Angaben der Militärjunta in der Hauptstadt Naypyidaw in ein Gefängnis gebracht worden. Sie befindet sich dort in Einzelhaft, teilte Militärsprecher Zaw Min Tun am Donnerstag mit. Die 77-Jährige war im Zuge des Militärputsches vom Februar 2021 unter Hausarrest gestellt worden.

Einem Insider zufolge werden die Gerichtsverfahren gegen Suu Kyi ebenfalls ins Gefängnis verlegt. Es habe dafür keine Erklärung gegeben, sagte eine Person, die mit dem Fall vertraut war, aber anonym bleiben wollte. Im Gefängnis sollen die Verfahren in einem vor kurzem fertiggestellten Gerichtsaal stattfinden, sagte der Insider der Nachrichtenagentur Reuters. Von der Militärführung lag zunächst keine Stellungnahme vor.

Suu Kyi muss sich schon seit Monaten wegen zahlreicher angeblicher Vergehen vor Gericht verantworten. Unter anderem sieht sie sich mit fast einem Dutzend Korruptionsklagen konfrontiert. Für jeden Anklagepunkt drohen der Politikerin bis zu 15 Jahre Gefängnis.

Im April verurteilt

Im April war ein erstes Urteil gefallen: Ein Gericht hatte Suu Kyi zu fünf Jahren Haft verurteilt. Jedoch war lange nicht klar, ob die prominente Politikerin wirklich ins Gefängnis muss. Sie selbst hatte den Vorwurf zurückgewiesen, Gold und 600.000 US-Dollar (570.300 Euro) Bestechungsgeld von einem Politiker angenommen zu haben.

Das Verfahren findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Suu Kyis Anwälte dürfen nicht mit Medien sprechen. Menschenrechtler sprechen von einem Schauprozess.

Die Generäle hatten im Februar vergangenen Jahres geputscht. Sie begründeten den Umsturz mit angeblichem Betrug bei der Wahl im November 2020, die Suu Kyi klar gewonnen hatte. Beweise legten sie keine vor. Seither versinkt Myanmar in Chaos und Gewalt. (APA, Reuters, 23.6.2022)