Louis Vuitton

Es war ein gigantisches Spektakel ganz im Sinne des verstorbenen Virgil Abloh. Die Präsentation des französischen Luxusmodehauses Louis Vuitton war eine von 44 Shows, die in Paris über die Bühne gingen. Im Carré des Louvre wurde ein knallgelber Laufsteg aufgebaut, Fahnen geschwenkt, Trompeten geblasen – mit einem "Long live Virgil" verabschiedete sich Rapper Kendrick Lamar (im grauen Anzug und mit Dornenkrone) von jenem Designer, der die Modewelt wie kaum ein anderer in den vergangenen Jahren beeinflusst hat. Die Kollektion bestand auf Materialebene großteils aus Restbeständen: Gleichzeitig spiegelten weite Cargohosen, auffällige Sneaker und Collegejacken den Geschmack der jungen (rappenden) Kundschaft wider.

Foto: Louis Vuitton
Foto: REUTERS/Benoit Tessier

Dries Van Noten

Fans des Modehauses hatten die Rückkehr Dries Van Notens auf den Laufsteg sehnlichst erwartet, und nein, sie wurden nicht enttäuscht. Der belgische Modedesigner zeigte seine Kollektion am Donnerstagabend auf der Terrasse einer offen gelassenen Parkgarage im 18. Arrondissement. Die coole wie elegante Kollektion, inspiriert von historischen Subkulturen wie den Pariser "Zazous", dürfte auch die Generation Harry Styles abholen: Doppelreiher in Nadelstreif trafen auf Cowboystiefel, plakative bedruckte Oversize-Sweater und knappe, flatternde Shorts.

Foto: Dries Van Noten

Dior

Die Show fand in einem Zelt statt, doch zur Sicherheit reichte das Modehaus Dior am Freitagnachmittag transparente Regenschirme. Das Publikum, darunter Stars wie Justin Timberlake, Jessica Biel oder David Beckham, saß im Inneren vor einer blühenden Gartenlandschaft. Links und rechts des blumigen Laufstegs: die Nachbauten der Häuser Christian Diors und des schottischen Künstlers Duncan Grant wie der Malerin Vanessa Bell.

Wenn man so will, entwarf Dior-Männermodedesigner Kim Jones Outfits für moderne Gärtner, vom Wanderschuh über die Radlerhose bis zum Hut – und den mit Motiven des Künstlers Duncan Grant geschmückten Sweatern.

Foto: Adrien Dirand
Foto: REUTERS/Sarah Meyssonnier

Rick Owens

Eben erst hat Modedesigner Rick Owens im ehemaligen Kerzengeschäft Retti am Wiener Kohlmarkt ein Pop-up eröffnet und für einen Auflauf von Mode- und Kunststudentinnen und -studenten gesorgt. In Paris versenkte er im Springbrunnen des Palais de Tokyo in glühender Mittagshitze Feuerbälle. Mit der Kollektion "Edfu", benannt nach der gleichnamigen ägyptischen Tempelanlage, wurde das Thema Ägypten (dort hatte der Designer zuletzt geurlaubt) in schwarze Bomberjacken, überlange Hosen und breite Schultern übersetzt.

Foto: AP Photo/Christophe Ena

Y/Project

Glenn Martens ist nicht nur mit seiner Arbeit für Jean-Paul Gaultier und das Denim-Label Diesel in aller Munde. Dass er mit seinen asymmetrischen Entwürfen, die zwischen Sexyness und Oversize-Silhouetten changieren, auch zu jenen jüngeren Modemachern gehört, die den Geschmack der Pariser Mode-Kids am besten verstehen, lässt sich abends in den angesagten Bars beobachten.

So verwunderte kaum, dass Martens während der Männermodewoche Entwürfe für Männer wie Frauen, viel Denim und in Zusammenarbeit mit Gaultier entstandene Trompe-l'Œil-Drucke über den mit Kies ausgeschütteten Laufsteg marschieren ließ.

Foto: REUTERS/Sarah Meyssonnier

Marine Serre

Auch sie gehört zu den erfolgreichen Pariser Nachwuchskräften: Marine Serre hat 2017 den Nachwuchspreis des französischen Luxusmodehauses LVMH gewonnen. Seither ist die auf elegantes Upcycling spezialisierte Designerin auf Expansionskurs. Das ließ sich in Paris an der Prominentendichte auf dem Laufsteg ablesen: Neben der britischen Musikerin Jorja Smith lief Lordes Leon, Model und Tochter von Madonna, für das französische Label über die Laufbahn eines Pariser Sportplatzes. Gezeigt wurde Sportswear wie sexy gelayerte Patchwork-Kleider.

Foto: APA/AFP/JULIEN DE ROSA

Ami

Auch das Label Ami punktete mit Prominenten auf dem Laufsteg am Sacré Cœur: Schauspielerin Audrey Toutou eröffnete die Show, mit der Designer Alexandre Mattiuissi die unterschiedlichen modischen Facetten der Pariserinnen und Pariser vorführen wollte. Die Kollektion? Vertraute ganz auf Trenchcoats, um den Hals geknotete Tücher und Overknee-Stiefel.

Foto: JULIEN DE ROSA / AFP

Givenchy

Ob auf Stirnbändern, T-Shirts, Shorts oder Trainingshosen: Ohne Givenchy-Schriftzug ging auch in dieser Kollektion von Matthew Williams gar nichts. Der US-Designer war schließlich von dem Modehaus engagiert worden, um dort das Werk von Riccardo Tisci weiterzuführen und Streetwear und High Fashion zusammenzuführen.

Foto: REUTERS 22.6.2022

Kenzo

Der japanische Streetwear-Designer Nigo ist der erste japanische Kreativchef seit dem Firmengründer Kenzō Takada, er scheint die verspielte Designsprache des Modehauses zu verstehen. Für seine Frühjahrskollektion wühlte er sich durch das Firmenarchiv: Sogar US-Gäste wie Jessica Biel und Justin Timberlake ließen sich in Kenzo-Jacke und Baskenmütze blicken.

Foto: JULIEN DE ROSA / AFP

Hermès

Seit 33 Jahren entwirft Véronique Nichanian die Männermode von Hermès, in ihrer Show im Innenhof der Pariser Gobelin-Manufaktur bewies sie, dass Anzughosen auch mit farbigen Windjacken und Gummisandalen kombiniert werden können. Als Beigabe gab es dazu geräumige Birkin-Bags für Männer.

Foto: AP Photo/Francois Mori

Celine

Modedesigner Hedi Slimane gratulierte dem Palais de Tokyo zum 20. Geburtstag mit einer Modenschau, schon 2002 hatte er dort eine Männershow gezeigt, damals noch für Dior. Seine Celine-Kollektion "Dysfunctional Bauhaus" war nach dem bewährten Slimane-Rezept zusammengestellt: Lederhose trifft Mikro-Shorts trifft schnurschmale Krawatte. (feld, 27.6.2022)


Weiterlesen:

Marine Serre: "In der Modewelt muss man kämpfen" (2019)

Foto: AP Photo/Francois Mori