Netflix will Ende des Jahres ein eigenes Angebot mit Werbung starten, sagte Netflix-Co-CEO Ted Sarandos.

Foto: Reuters / ERIC GAILLARD

Für Branchenexpertinnen und Insider war es ohnehin nur eine Frage der Zeit. Jetzt bestätigt der Netflix-Co-CEO Ted Sarandos, dass das Unternehmen ein werbefinanzierten Angebot für seinen Streamingdienst plant, berichtet The Hollywood Reporter. Medienberichten zufolge soll die Neuerung schon Ende 2022 kommen.

"Wir haben ein großes Kundensegment vom Tisch gelassen, nämlich die Leute, die sagen: 'Netflix ist mir zu teuer, und ich habe nichts gegen Werbung'", sagte Sarandos beim Werbefestival in Cannes.

Harte Linie gegen Werbung aufgegeben

Netflix' Pläne, die neue, billigere Stufe einzuführen, sind vor dem Hintergrund zu sehen, dass das Unternehmen im letzten Quartal zum ersten Mal seit über einem Jahrzehnt Abonnenten verloren hat. Netflix meldete einen Verlust von 200.000 Kunden im ersten Quartal 2022, verglichen mit dem vierten Quartal des Vorjahres. Mit rund 222 Millionen Abonnentinnen ist Netflix zwar nach wie vor der größte Streamingdienst, aber der Verlust hat Netflix offenbar dazu gezwungen, seine traditionell harte Linie gegen Werbung aufzugeben.

Mit welchem Unternehmen will Netflix beim Einstieg in das Werbegeschäft für den Anzeigenverkauf kooperieren? Anfang des Monats berichtete das "Wall Street Journal", NBC Universal und Google seien zwei Top-Kandidaten. Sarandos wollte sich in Cannes dazu nicht: "Wir sprechen im Moment mit allen", sagte er, deutete aber an, dass das Unternehmen eine Partnerschaft als Zwischenlösung nutzen könnte, während es sein eigenes Anzeigengeschäft aufbaut, so das WSJ.

Sinkender Aktienkurs

Sarandos wurde auch gefragt, ob der sinkende Aktienkurs von Netflix das Unternehmen zum Ziel einer Übernahme machen könnte. Der Manager antwortete, dass dies "immer eine Realität" sei, behauptete aber, dass das Unternehmen alles habe, was es brauche, um aus eigener Kraft wieder zu wachsen. Jüngste Gerüchte, wonach Netflix ein Streaming-Hardware-Unternehmen wie Roku kaufen wolle, wies Sarandos zurück: "Wir brauchen es nicht."

Netflix' Pläne für ein billigeres Angebot mit Werbung entsprechen jenen des Konkurrenten Disney+, der bis Ende des Jahres ein ähnliches Angebot plant. Disneys werbefinanziertes Angebot soll zunächst in den USA und ab 2023 auch international eingeführt werden, wobei die Werbung auf vier Minuten pro Stunde begrenzt sein soll. Preise für die neuen Angebote gaben weder Netflix noch Disney bekannt. (red, 24.6.2022)

Serien zum Hören im STANDARD-Podcast "Serienreif":