Shalini Randeria wurde am Freitag als Rektorin der CEU inauguriert.

Foto: Heribert Corn

Ausgerechnet am Tag der Inauguration der neuen Rektorin wurde bekannt: Das Projekt, die Central European University (CEU) am Gelände des Otto-Wagner-Spitals auf der Baumgartner Höhe in Wien anzusiedeln, dürfte gescheitert sein. Die CEU, die von dem Milliardär und Philanthropen George Soros gegründet und vom Orbán-Regime aus Budapest praktisch vertrieben wurde, will für die Adaption des weitläufigen und denkmalgeschützten Geländes nicht so viel zahlen und zweifelt an der Praktikabilität für einen Uni-Campus nach US-Style. Die CEU bleibe aber auf jeden Fall in Wien, wird von Uni und Stadt betont.

Die Entwicklung zeichnete sich diese Woche schon nach einem Gespräch von Board-Mitgliedern der CEU mit Bürgermeister Michael Ludwig ab. Bei der Inauguration der neuen CEU-Rektorin Shalini Randeria, die zuvor das Institut für die Wissenschaft vom Menschen (IWM)_in Wien geleitet hat, war das bereits allgemeines Gesprächsthema. Am Sonntag soll der Board in der Angelegenheit noch einmal tagen.

Die Stadt Wien wollte die Sache nicht kommentieren, außer mit: "Die Entscheidung liegt nun beim CEU-Board. Wir haben in den letzten Monaten intensiv und gut zusammen gearbeitet." Auch die CEU wollte keine Stellungnahme vor dem Meeting am Sonntag abgeben.

Von Budapest nach Wien

Die Central European University ist ein Kernstück der Bemühungen von George Soros, das Prinzip der "offenen Gesellschaft" (nach Sir Karl Popper) und die Demokratisierung in Osteuropa geistig zu verankern. Die Privatuniversität nach amerikanischem Organisationsprinzip hatte lange ihren Sitz in Budapest und erlangte einen sehr guten Ruf bei der Ausbildung von künftigen Führungspersönlichkeiten.

Der ungarische Autokrat Viktor Orbán, der selbst als junger Mann ein Soros-Stipendium bekommen hatte, setzte die Uni aber immer mehr unter Druck, weil er die Propagierung liberaler Ideen in Osteuropa unterbinden will. Gleichzeitig startete Orbán eine antisemitisch unterlegte Kampagne, in der Soros in ganz Ungarn als treibende Kraft hinter einem angeblichen Plan zum Austausch der christlichen Bevölkerung Europas durch muslimische Zuwanderer "enthüllt" wurde. Deshalb beschloss die CEU, Ungarn zu verlassen und nach Wien zu übersiedeln.

Zu abgeschieden und zu teuer

Es findet bereits ein Lehrbetrieb in einem ehemaligen Bankgebäude in Wien-Favoriten statt, das für fünf Jahre angemietet worden ist. Der große Plan war aber gewesen, die Uni am Stadtrand von Wien im früheren psychiatrischen Spital auf der Baumgartner Höhe anzusiedeln, das für die prachtvollen Jugendstilbauten Otto Wagners mitsamt seiner berühmten Kirche bekannt ist. Allerdings ist das Gelände ziemlich abgelegen, die historischen Pavillons relativ schwer für eine Universität zu "bespielen", es darf nichts wirklich um- und neugebaut werden – und dann wären da die Kosten. Dem Vernehmen nach hätte der CEU-Anteil 700 Millionen Euro betragen.

Das war selbst Soros zu viel. Dazu kommen die praktischen Bedenken, die auch Randeria teilt. Zwar hatte die CEU bereits das Konzept eines namhaften internationalen Architekturbüros abgesegnet. Aber die "einzigartige architektonische Vision Otto Wagners mit den Anforderungen einer Universität der Zukunft" zu verbinden, wie es der vorige Rektor Michael Ignatieff formulierte, ist offenbar nicht so leicht.

Die Suche nach einem neuen Standort muss also beginnen und die CEU vorläufig in ihrem Quartier in der Quellenstraße bleiben, wo der 2025 auslaufende Mietvertrag verlängert werden dürfte. (Hans Rauscher, Eric Frey, 24.6.2022)