Zweimal gestreckte Erscheinung, zweimal 190 PS Diesel, zweimal verschiedene Schwerpunktsetzung: geschmeidiger Komfort beim 4er GC ...

Foto: Andreas Stockinger

... knackiges Fahrvergnügen beim 2er Coupé.

Foto: Andreas Stockinger

Ich muss jetzt ein wenig indiskret sein. Christian H. ist einer unserer kreativsten Köpfe einer insgesamt genialischen Layout-Frau- und Mannschaft (zudem ein richtiger Auto-Auskenner; gar nicht so selten in unserem Hause übrigens). Ich erwähne das nur, weil dieser Tage ein mausgrauer Peugeot Rifter vor mir fährt, Bereich Grüner Berg, provokant langsam, genüsslich ein Vorbeikommen blockierend.

Ich habe es etwas eilig, familiäre Gründe, und denke mir: Was ist denn das für ein Rotationswapploid – um vulgäreren Anwandlungen wie "Wappler" entgegenzuwirken. Vulgarität hat im Straßenverkehr ja nichts verloren, wird ja schon sonst im Alltagsleben alles immer ungehobelter.

BMW 420d xDrive Gran Coupé
Foto: Andreas Stockinger

Irgendwann jedenfalls komme ich mit meinem "M Brooklyn Grau metallic"-farbenen 2er vorbei, werfe einen schnellen Blick rüber in den Rifter, winkt mir nicht der Bursche lächelnd zu? Zwei, drei Tage später in der Redaktion frägt Christian ganz unschuldig: "Wie fährt er sich denn, der graue BMW?" Und: "Hast du’s eilig gehabt?" Klick, macht es, der freundliche Winker war er, und klar bin ich das Gelächter der nächsten Tage im Layout, selbst schuld.

Rank und schlank

Grafik: DER STANDARD

Aber um deine Frage zu beantworten: Fährt sich grandios, der 2er. In den Augen vieler ist er derzeit überhaupt das kernkompetenteste Gerät, das die Bayern im Talon haben. Halbwegs kompakt, knackig, und wo der 3er – zweifellos insgesamt ein prachtvoller Zeitgenosse – inzwischen zu fett geworden ist, tritt dieser 2er (vermutlich ein letztes Mal) rank und schlank an und mit weiß-blauem Reinheitsgebot: vorne lenken, hinten antreiben.

Es soll ja weiterhin Menschen geben, die dem was abgewinnen können, auch welche, die gerne auf Diesel beim Antrieb setzen, solange das denn noch möglich ist (sollte die Geschichte linear verlaufen, obwohl sie gerade andeutet, dazu nicht willens zu sein, wird dies 2035 geschehen), und für die ist das 220d Coupé gemacht. Ein echtes Schmankerl.

BMW 220d Coupé
Foto: Andreas Stockinger

Sieht man von den traditionellerweise bei BMW unverschämt hohen Preisen ab und dem Umstand, dass das Coupé, ausgerechnet, in Mexiko gebaut wird und nicht in Deutschland, tut man sich schwer, Kritikpunkte zu finden. Das Prädikat tadellos ist an sämtliche fahrdynamischen Parameter zu vergeben, Lenkung, Fahrwerk, Motor, Getriebe.

Moderater Verbrauch

190 PS leistet der Selbstzünder, irgendwie auch der ein Vermächtnis des genialen, in Pension gehenden oberösterreichischen Motorenentwicklers Fritz Steinparzer, und trotz dem Fahrzeug angemessener Leistungsdaten hält sich der Verbrauch in moderaten Grenzen, rund fünf Liter genehmigte er sich bei stadt- und autobahnlastigem Testprofil.

Grafik: DER STANDARD

Auf dieselbe Maschine stießen wir im 420d Gran Coupé mit Allradantrieb. Auch hier keine Rede von untermotorisiert, auch hier eine kultivierte Maschine, perfekt abgestimmt auf die weltbeste Automatik (ZF), und hier wie im 220d greift BMW zu mildhybrider Unterstützung zur Effizienzsteigerung, wobei der 8-kW-Startergenerator obendrein in beiden Fällen harmonischere Beschleunigung bewirkt. Testverbrauch beim 4er: 5,7 l / 100 km.

Das Gran Coupé haben wir uns schon in diversen Konfigurationen angesehen, als i4 sorgt er gerade für Furore in der E-Auto-Szene, die verbrennungsmotorische Speerspitze setzt momentan der M440i. Tolle Kiste, aber bei dem ist schon nachvollziehbar, warum manche Beobachter den systemkritischen Ökofinger heben. Beim 420d indes gibt es dafür wenig Grund, beim 220d erst recht nicht. Oder, Christian? Und apropos: Wie fährt sich denn dein Rifter? Was verbraucht er? (Andreas Stockinger, 27.6.2022)