In Kärnten könnte in der Nacht auf Freitag ein Meteoritenschauer niedergegangen sein. Darauf deuten die Daten der spezialisierten Überwachungseinrichtungen hin. Ein Meteor erhellte in den frühen Stunden des 24. Juni den Nachthimmel über Mitteleuropa. Die spektakuläre Feuerkugel war um 2:10 Uhr nicht nur über Österreich, sondern auch über Deutschland, Italien, der Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn zu sehen. Das Objekt dürfte dabei nicht vollständig verglüht sein – Teile davon sollten tschechischen Astronomen zufolge den Erdboden erreicht haben.

Der Feuerball war rund 5,5 Sekunden lang über Mitteleuropa sichtbar.
Foto: Andreas L. / fireball.amsmeteors.org

Ludovic Ferrière, der Kurator der Meteoritensammlung des Naturhistorischen Museums Wien (NHM), ruft nun die Bevölkerung zur Mithilfe bei der Suche nach Fragmenten des Meteoriten auf. Diese sollten sich den Berechnungen nach in einem schmalen Streifen zwischen Eis (Gemeinde Ruden) und Draurain (Bezirk Völkermarkt) befinden und eine Masse von wenigen Gramm bis hin zu einigen Kilogramm haben.

Suche vor Ort

Ferrière hat sich am Samstag selbst nach Kärnten begeben, um vor Ort nach Bruchstücken suchen zu können und die lokale Bevölkerung über die Möglichkeit eines Meteoritenfundes zu informieren. Für die Suche stellte er die Daten in Form eines Infoblattes zusammen.

Die Wissenschaftler des Astronomischen Instituts der Tschechischen Akademie der Wissenschaften berechneten mit Hilfe von Foto- und Videoaufnahmen von siebzehn Stationen des europäischen Netzwerks zur Beobachtung von Feuerkugeln die Flugbahn des Meteors durch die Atmosphäre präzise. Sie konnten auch Informationen über die Zusammensetzung des Objekts gewinnen: es soll sich um einen Steinmeteoriten handeln. Durch die Bahnberechnung ist es auch möglich, das Gebiet, in dem mit dem Fund von Meteoriten zu rechnen ist, exakt einzugrenzen.

Die Feuerkugel wurde auch von einer Reihe von spezialisierten Meteorkameras des "AllSky7"-Feuerballnetzes und des Meteorbeobachtungsnetzwerks FRIPON (Fireball Recovery and InterPlanetary Observation Network) aufgenommen, erklärte Ferrière.

120-Kilo-Brocken

Der Himmelskörper, der den Berechnungen zufolge eine Masse von rund 120 Kilogramm aufwies, drang um 2:10 Uhr in die Erdatmosphäre ein und begann in einer Höhe von rund 90 Kilometer über dem Ort Zanitzen im Bezirk Murtal in der Steiermark zu leuchten. Zu dieser Zeit bewegte er sich mit einer Geschwindigkeit von etwas mehr als 18 Kilometern pro Sekunde in südlicher Richtung. Die Feuerkugel war über eine Strecke von fast 83 Kilometern fünfeinhalb Sekunden lang sichtbar.

Zum überwiegenden Teil ist das Material des Objekts in der Atmosphäre verglüht. Die tschechischen Astronomen gehen jedoch davon aus, dass "relativ viel" Material die Erdoberfläche erreicht hat., insbesondere viele kleinere Stücke. Insbesondere kleinere Teile die Erdoberfläche erreicht haben. Besonders in der Nähe des Dorfes Eis in der Gemeinde Ruden sind Meteoriten bis zu einer Größe von ein paar Kilogramm zu erwarten.

Aufruf zu Mithilfe

Meteoritenfunde sind in Österreich nicht gesondert gesetzlich geregelt. Deswegen befürchtet Ferrière, dass Funde von professionellen Meteoritenjägern aufgesammelt werden und in privaten Sammlungen verschwinden. Damit wären sie für die Forschung ebenso verloren wie für die Öffentlichkeit. Schließlich ist der richtige Ort für solche Raritäten ein Museum. Ferrière bittet daher bei verdächtigen Gesteinsfunden um eine Kontaktaufnahme.

Die Sensibilisierung der Bevölkerung nach einem Meteoritenfall führte bereits einmal zu einem Erfolg: Vor rund einem Jahr, Anfang Juli 2021, konnte ein Stück eines Steinmeteoriten geborgen werden, der ein halbes Jahr zuvor im November 2020 in der Steiermark gefallen war. Der Kindberg-Meteorit ist einer von bisher nur acht österreichischen Meteoriten. Nun könnte sich ein neunter hinzugesellen.

World Asteroid Day

Extraterrestrisches Material regnet übrigens ständig auf die Erde herab. Selten erreichen aber größere Stücke die Erdoberfläche. Um die Eindringlinge aus dem All dreht es sich auch beim World Asteroid Day, der vor wenigen Jahren ins Leben gerufen wurde, um für die Bedrohung der Erde durch erdnahe Objekte im Sonnensystem zu sensibilisieren. Der World Asteroid Day findet jährlich am 30. Juni statt – dem Jahrestag des sogenannten Tunguska-Ereignisses. Im Jahr 1908 verwüstete eine gewaltige Explosion in der Erdatmosphäre ein riesiges Gebiet in Sibirien, es handelt sich um das größte bekannte derartige Ereignis in der jüngeren Menschheitsgeschichte. Das NHM führt am 30. Juni aus diesem Anlass eine Reihe von Veranstaltungen durch. (Michael Vosatka, 25.6.2022)