Die vielleicht erste Frage, die sich zu diesem Produkt stellt, ist wohl: "Warum?".

Foto: French's

Eislutscher existieren bekanntlich in vielen Farben, Formen und Geschmacksrichtungen. Da wären etwa den bunten "Kaktus", Milcheis-Varianten wie das vor einigen Jahren kurz wiederbelebte "Tschisi" oder Twinni mit der integrierten Sollbruchstelle bzw. Streitanlass. Ja und dann, dann gibt es auch noch das kanadische Ketchup-Eis.

Wobei sich bereits über die Zuweisung zum Land des Ahorns und Sirups streiten lässt. Hergestellt wird es eigentlich von French’s, einem Hersteller von Kondimenten aus Rochester im US-Bundesstaat New York. Dort hatte man die Idee, den nördlichen Nachbarn ihre (nach Eigenerhebung) liebste Flüssigwürze in sommerlicher Form zu servieren.

Die Ankündigung des Produktes auf Twitter sorgte zwar auch für vereinzelte freudige Reaktionen. Doch viele Repliken bewegen sich zwischen verwundertem Erstaunen, erstaunter Verwunderung und blankem Entsetzen. Der Kulinarik-Streit war quasi vorprogrammiert.

Der Tod für den Freihandel?

Eher harmlos und trocken fällt der Kommentar von "347Gabe_" aus. "Nein. Das geht langsam zu weit", meint er. "The Afro Smash" sieht hingegen einen Rückschlag für Kanada im "Kulturkrieg" mit den USA. Er attestiert einen Abzug von 50 Punkten. Den aktuellen Gesamtscore lässt er allerdings offen. Ob ihm, der nach eigenen Angaben in Großbritannien wohnt, hier überhaupt Stimmrecht zukommt, ist auch nicht zweifelsfrei geklärt.

Auch politische Sichtweisen gibt es zum eiskalten Ketchup. "Das nächste mal, wenn ein Kanadier sagt, dass asiatisches Essen seltsam ist, verlinkt auf das da", meint die selbsterklärte Anti-Imperialistin "yeongno3". Der Journalist Luke Savage vom dezidiert linken Jacobin Mag findet eine ähnliche Stoßrichtung: "Mit ein bisschen Glück sorgt diese Gräueltat für ausreichend Ärger, um den Freihandel wieder abzuschaffen."

"Es schmeckt großartig, vertrau' uns!"

Manche klammern ihre Hoffnungen daran, dass es sich um eine limitierte Edition handelt und das Eis auch nur in bestimmten Städten erhältlich ist. Der Hersteller bemüht sich allerdings dennoch um Kommunikation mit Kritikern. "Ich mag Ketchup so, wie jeder andere auch, aber das ist fürchterlich", schreibt dazu etwa der User "Fulton Reed".

"Es schmeckt großartig, vertrau' uns!", so die Antwort von French’s auf den eher geringen Enthusiasmus. Larry Waldbillig, seines Zeichens aus dem an Kanada angrenzenden Bundesstaat Washington, lässt sich davon nicht überzeugen. "Habt ihr damit wenigstens irgendwo einen echten Markttest gemacht?", gibt er sich skeptisch.

Das Online-Magazin Narcity hat sich jedenfalls schon vorgewagt für eine Probeverkostung. Der Ketchup-Eislutscher fiel dabei – wohl für viele nicht sonderlich überraschend – durch. (gpi, 26.6.22)