Am vergangenen Wochenende sorgte die Tatsache für Aufsehen, dass verschiedene europäische Bürgermeisterinnen und Bürgermeister – darunter auch Wiens Michael Ludwig – Gespräche mit einem vermeintlichen Witali Klitschko geführt hatten. Das Video des angeblichen Bürgermeisters von Kiew stellte sich aber später als Fälschung heraus, jemand hatte die Politiker also ordentlich in die Irre geführt.

Dabei sind die Stadtoberhäupter aber in guter Gesellschaft. Denn auch J. K. Rowling, die erst vor wenigen Tagen das 25-Jahr-Jubiläum ihrer "Harry Potter"-Romane gefeiert hatte, ist zuletzt hereingelegt worden: Sie glaubte, ein Gespräch mit dem ukrainischen Staatsoberhaupt Wolodymyr Selenskyj zu führen – tatsächlich handelte es sich dabei aber um einen Scherz des russischen Comedy-Duos Vovan und Lexus.

DZIGA VERTOV ( SERGO JS )

Das Video wurde vor einigen Tagen vom "Hollywood Reporter" entdeckt. Von einem Sprecher J. K. Rowlings wird die Echtheit des "geschmacklosen" Scherzes – Rowling wollte eigentlich über ihre Charity-Arbeit für ukrainische Familien sprechen – bestätigt, wiewohl man darauf verweist, dass das Video stark editiert wurde. Tatsächlich sind in dem Clip zahlreiche harte Schnitte zu sehen. Das ändert aber nichts daran, dass Rowling offenbar gutgläubig mit einem Selenskyj sprach, der keiner war.

Das Video enthält durchaus seltsame Momente, in denen die Autorin hätte skeptisch werden können. So merkt der falsche Selenskyj an einer Stelle etwa an, dass Harry Potters Narbe stark an das russische "Z" erinnere und dass man diese entsprechend entfernen oder ersetzen solle – im besten Fall durch den ukrainischen Dreizack.

An einer anderen Stelle sagt der falsche Selenskyj, dass die Unterstützung durch berühmte Schriftstellerinnen und Musiker wichtig für die Ukraine sei. Das wäre per se glaubwürdig – nur wechseln die Komiker dann in eine Situation, in welcher der falsche Selenskyj auf seine Karriere als Schauspieler verweist. Und den Wunsch äußerst, in einem künftigen "Harry Potter"-Film mitzuspielen.

Akteure des Staates?

Rowling ist nicht die erste prominente Person, die von Vovan und Lexus hereingelegt wurde: Unter anderem fielen auch Bernie Sanders, Boris Johnson, Justin Trudeau und George W. Bush den Komikern bereits zum Opfer.

Da sich ihre Scherze aber zuletzt vermehrt gegen prominente Personen richteten, die sich kritisch gegenüber der russischen Politik geäußert hatten, wird den Komikern eine entsprechende Nähe zum Kreml nachgesagt. Im Juni waren sie vom russischen Außenministerium offiziell geehrt worden. (red, 27.6.2022)