Hohe Temperaturen haben Europa derzeit fest im Griff. Selbst in der Nacht kühlt es kaum ab.

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Wie hängen extreme Wetterereignisse wie Hitze, Starkregen, Dürre, Waldbrände und tropische Stürme mit dem Klimawandel zusammen, und wie schwerwiegend sind deren Folgen? Diesen Fragen gingen Forschende der University of Oxford und des Imperial College London nach, indem sie bestehende Untersuchungen zu knapp 400 Extremereignissen der vergangenen 20 Jahre durchforsteten. Einige der am Dienstag veröffentlichten Ergebnisse etwa zum Thema Dürre sorgen dabei durchaus für eine Überraschung.

Hitze eindeutig Folge von Klimawandel

Dass Hitzewellen wie die aktuellen in Europa aufgrund des Klimawandels häufiger und extremer ausfallen, steht für die Forschenden außer Frage. Heiße Perioden, die unter vorindustriellen Klimabedingungen nur alle zehn Jahre auftraten, sind mittlerweile dreimal so wahrscheinlich und im Schnitt um ein Grad heißer. Besonders extreme Hitze, die statistisch nur alle 50 Jahre zu erwarten ist, kommt mittlerweile fünfmal häufiger vor. Steigt die globale Erwärmung um zwei Grad, wird eine Häufung um das 14-Fache erwartet. Im Schnitt werden selbst diese bisher extrem seltenen Hitzewellen noch um 2,7 Grad heißer.

Obwohl die Zusammenhänge zwischen Klimawandel und den steigenden Hitzeperioden gut dokumentiert sind, dürften die Auswirkungen den Forschenden zufolge eher unterschätzt werden. Die Katastrophendatenbank Emdat etwa führt 157.000 Hitzetote aus den Jahren 2000 bis 2020 an. Da allein 125.000 davon auf die Hitzewelle in Europa im Jahr 2003 und jene in Russland im Jahr 2010 zurückzuführen sind, ist von einer vielfach höheren globalen Todesopferzahl auszugehen.

Das Problem dabei: In vielen Regionen wie Afrika, Asien, Südamerika und der Karibik gibt es schlichtweg keine oder kaum gesicherte Daten zu Hitzetoten, obwohl genau diese Regionen besonders stark von steigenden Temperaturen betroffen sind. Aber auch im Rest der Welt bleibt die konkrete Datenlage zu hitzebedingtem Herz- oder Nierenversagen und anderen akuten Erkrankungen dürftig.

Der wichtigste italienische Fluss Po ist aufgrund enormer Trockenheit vom Austrocknen bedroht.
Foto: Luca Bruno/AP

Dürre nur teilweise klimabedingt

Dass Hitze und Dürre zwei Paar Schuhe sind und Letztere keine automatische Folge des Klimawandels sein muss, wird aus der Metastudie ebenfalls ersichtlich. Denn einige der katastrophalsten Dürreereignisse der vergangenen Jahrzehnte wurden in Ostafrika verzeichnet, wobei in keinem Fall ein direkter Zusammenhang mit dem Klimawandel hergestellt werden konnte, wie die Klimatologin und Studienautorin Friederike Otto auf STANDARD-Nachfrage bestätigt.

Dass die Auswirkungen des Klimawandels auf Dürre global eher überschätzt wird, mag überraschen. Den Forschungsergebnissen zufolge gibt es regional gesehen aber dennoch Zusammenhänge. So sind die anhaltenden Dürren in Kalifornien, dem pazifischen Nordwesten und dem westlichen Nordamerika durchaus auf die klimabedingte Erwärmung zurückzuführen, da die hohen Temperaturen zu enormer Verdunstung führe. Dazu komme das fehlende Schmelzwasser durch die geringer werdenden Schneereservoirs.

Andere Regionen, die einen Zusammenhang zwischen Dürre und Klimawandel aufweisen, sind die Mittelmeerregion, die auch aktuell mit besonders hohen Temperaturen und extremer Trockenheit kämpft, Zentralchile, aber auch Teile Südafrikas sowie der Südwesten Australiens. "Vielerorts geht es auch nicht um meteorologische Dürren, sondern um landwirtschaftliche, die enormen wirtschaftlichen Schaden verursachen", sagt Klimaforscher Luke Harrington zum STANDARD. Allein in Europa wird dieser auf knapp sieben Milliarden Euro pro Jahr geschätzt.

Niederschlag, Sturm und Feuer

Was die restlichen untersuchten Extremereignisse und deren Zusammenhang mit dem Klimawandel betrifft, entsprechen diese mehr oder minder den Erwartungen. So fallen – nicht zuletzt durch die höheren Temperaturen und die dadurch bedingte höhere Luftfeuchtigkeit in der Atmosphäre – Starkregenereignisse häufiger und intensiver aus als noch vor einigen Jahrzehnten.

Auch Starkregen und Überflutungen nehmen durch den Klimawandel zu.
Foto: Michael Probst/AP

Mit den sintflutartigen Regenfällen einher gehen Überflutungen, die durch die Nutzung von Risikogebieten als Bauland, Bodenversiegelung und weniger Raum für Flüsse verstärkt werden. Ungeachtet großer regionaler und überregionaler Unterschiede lässt sich aus den hunderten berücksichtigten Studien dennoch der Trend ableiten, dass viele der Überschwemmungsereignisse auf den menschenverursachten Klimawandel zurückzuführen seien.

Hinsichtlich tropischer Zyklone lässt sich aktuell zwar keine globale Häufung feststellen. Auffallend sei allerdings, dass die Zahl der besonders zerstörerischen Kategorie-4- und -5-Zyklone im Steigen begriffen sei und mittlerweile Regionen erreiche, die bisher von diesen eher verschont geblieben sind.

Die steigende Zahl von Buschfeuern und Waldbränden wiederum führen die Forschenden neben einer Reihe anderer Faktoren auf trockene und heiße Bedingungen in den betroffenen Regionen zurück. Sowohl in Kanada und den USA, aber auch in Australien und China wird die höhere Wahrscheinlichkeit von Ausbrüchen direkt mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht. (Martin Stepanek, 28.6.2022)