In der Pfeilgasse ist eine parkartige Umgestaltung geplant. Ein Drittel der Fläche zwischen Lisette-Model-Platz und den dortigen Schulen wird entsiegelt.

Foto: Korbinian; korbwurf/janusch.co

Im Sommer wird deutlich, dass die Josefstadt ein Problem hat. Ein Problem, das ihre Bewohnerinnen und Bewohner gehörig ins Schwitzen bringt: Der Anteil an kühlenden Grünflächen – dazu gehören unter anderem Parks, Wiesen und Wälder – an der Gesamtfläche des Innenstadtbezirks beträgt schlappe 1,8 Prozent, das entspricht exakt 20.000 Quadratmetern. Damit ist die Josefstadt das Schlusslicht aller 23 Bezirke.

Um dies zu ändern, greift die Bezirksvorstehung nun in die Trickkiste: In der Pfeilgasse entsteht demnächst so etwas wie ein Park. Im dicht verbauten Gebiet ist das etwas Besonderes.

Ab Montag wird das 2.700 Quadratmeter messende Areal von der Pfeilgasse Nummer 42 über die beiden Schulen samt Parkplatz bis inklusive Lisette-Model-Platz umgebaut. In einem Drittel des Bereichs wird der Asphalt aufgerissen, an den betreffenden Stellen sind acht Bäume, Beete und Rasenflächen vorgesehen. Hinzu kommen Bankerln und Wasserspiele. Das Ziel: eine parkartige Anmutung.

Geplant sind Rasenflächen, acht Bäume und Beete.
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Ganz ohne Versiegelung geht es jedoch nicht: Zwar wird der Bereich weitgehend autofrei. Damit aber Einsatzkräfte und Radfahrende weiter zu- bzw. durchfahren können, wird die restliche Fläche mit wasserdurchlässigen Steinen gepflastert.

Das Projekt zeigt: Verbaute Viertel zu begrünen ist kompliziert, aber möglich. Bezirkschef Martin Fabisch (Grüne) formuliert es im STANDARD-Gespräch so: "Der Rahmen ist in der Innenstadt enger gesteckt." Trotzdem sei sein Anspruch, "grün zu machen, was grün gemacht werden kann".

Das hat sich sinngemäß auch die rot-pinke Stadtregierung vorgenommen. Der Grünraumanteil von 53 Prozent an der Stadtfläche solle erhöht werden, gerade in der Innenstadt seien kühlende Grünanlagen "besonders wichtig", heißt es im Koalitionspakt.

Drei Hebel für mehr Grün

Parks seien einer von drei zentralen Hebeln in den Händen der Stadt, um Wien grüner zu machen, sagt Stadtgartendirektor Rainer Weisgram. In Ergänzung zum Grüngürtel um Wien würden Parks wie lokale Klimaanlagen wirken. "Wir sind gerade dabei, das bestehende System zu verdichten", sagt Weisgram.

Erklärtes Ziel der Stadt ist es, bis 2025 rund 400.000 Quadratmeter an neuen Parks zu schaffen. "Umgerechnet entsteht alle 18 Tage ein neuer Park" ist dazu im Regierungsprogramm formuliert. Rund 30 Prozent davon sind bald oder bereits geschafft: 2021 und 2022 wurden bzw. werden insgesamt 128.000 Quadratmeter an neuen Parks gebaut.

Dazu seien allein im Vorjahr rund 40 naturnahe Umgestaltungen von Parks – und darin sieht Weisgram den zweiten Hebel für mehr Grün in der Stadt – gekommen. Der dritte Hebel sei, Verkehrsflächen zu bepflanzen, etwa in Form von insektenfreundlich bestückten Beeten oder von Bäumen.

Insgesamt 25.000 Bäume will die Stadt bis 2025 einsetzen. Bis zu jährlich 1.500 Exemplare an zusätzlichen Standorten pflanze allein die Stadtgartenabteilung, sagt Weisgram. Dazu kämen bis zu 4.000 Ersatzpflanzungen für kaputte Bäume.

Ausweg Vertikale

Und was, wenn auf der Straße schlicht kein Platz ist? Dann bleibt noch die Vertikale. "Manchmal sind Straßen so schmal, dass Fassadenbegrünungen der einzige Weg sind", sagt Jürgen Preiss, Experte für Bautenbegrünung in der Umweltschutzabteilung.

Die begrünte Fassade eines Wohnhauses in Ottakring.
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Hier hat die Stadt zwei Ansatzpunkte: Erstens wird sie selbst aktiv und begrünt öffentliche Gebäude. Zweitens bringt sie Private dazu, dies zu tun – mit Förderungen und über die Bauordnung, die vorschreibt, ein Fünftel der Fassaden von Neubauten zu begrünen. Preiss sieht hier Luft nach oben: Er schätzt, dass nur ein bis zwei Prozent der Wiener Fassadenflächen begrünt sind. Die Skepsis bei Hauseigentümern sei mitunter groß, man informiere daher verstärkt.

Der Josefstädter Bezirkschef Fabisch ist bereits begeistert: Im Bereich des neuen Parks ist eine Fassadenbegrünung geplant. Im Oktober soll das Projekt fertig sein. Die Stadt kostet es 960.000 Euro, den Bezirk 240.000 Euro. Fabisch ist überzeugt, dass es noch viel mehr Geld brauchen wird, denn "klimafitte" Stadtgestaltung sei dringend nötig: "Uns läuft die Zeit davon." (Stefanie Rachbauer, 30.6.2022)