Mitten in einer der größten medizischen Versorgungskrisen des Landes schließt eine Landärztin in Oberösterreich ihre Ordination. Weil sie sich nicht mehr sicher fühlt. Die 36-jährige Allgemeinmedizinerin wurde bekannt, weil sie sich in der Corona-Pandemie kein Blatt vor den Mund nahm. Weder, als es anfangs um die Vermeidung schwerer Verläufe durch Asthmasprays ging, noch, als sie Impfungen empfahl oder die Corona-Politik der Regierung kritisierte.

In Oberösterreich musste eine Landärztin ihre Ordination schließen, weil sie sich nicht mehr sicher fühlt.
Foto: : imago images/CHROMORANGE/Weingartner

Selbstbewusst und bodenständig sagte die resolute Frau von der medizinischen Front ihre Meinung. In diversen TV-Studios war sie bald ein gerngesehener Gast. Das konnte nicht lange gutgehen. Aus der Szene der Corona-Maßnahmen-Gegner und Impfgegner bekam die Frau mehrmals Morddrohungen, in denen detailreich geschildert wurde, wie man sie quälen und töten wolle. Von ihr organisierte Sicherheitsmaßnahmen kosteten sie ein kleines Vermögen. Jetzt sperrt sie zu.

Man kann über die richtige Reaktion auf Drohungen geteilter Meinung sein. Seitens Polizei und Ärztekammer hört man nun, es sei nicht klug gewesen, sich weiter öffentlich zu Wort zu melden. Auch wenn es Menschen mit Gewaltfantasien triggert, wenn ihre weiblichen Opfer nicht verstummen, kann Mundhalten keine Lösung sein. Stattdessen sollten auch Gesundheits- und Innenminister öffentlich Kante zeigen, sich mit der Ärztin solidarisieren – oder zumindest jenen, die anderen mit dem Tod drohen, ausrichten, den Mund zu halten.(Colette M. Schmidt, 28.6.2022)