Die fantastische Penélope Cruz macht sich in der Satire "Der beste Film aller Zeiten" als skrupellose Regisseurin breit.

Foto: Studiocanal

Wenn sehr reiche Menschen sich gesamtkünstlerisch verwirklichen wollen, geht das gern einmal gravierend schief. Die Serie Squid Game bot davon zuletzt ein drastisches Beispiel. Über den Film Der beste Film aller Zeiten kann man zur Beruhigung immerhin sagen, dass es nicht hunderte verschuldete Menschen sind, die da in ein seltsames Experiment geraten, sondern zwei alternde, männliche Filmstars: Antonio Banderas aus Spanien und Oscar Martinez aus Argentinien, zwei Legenden ihrer Zunft.

Im Original heißt der Film Competencia oficial ("Offizieller Wettbewerb"), das klingt bewusst nach internationalen Filmfestspielen oder im weiteren Sinn nach der ewigen Konkurrenz um die besten Rollen, die besten Interpretationen, die schönsten Preise, die das Metier zu bieten hat. Ein Film über das Kino also, zu dem auch noch die große Penélope Cruz wesentlich beiträgt und in dem einmal von ferne zu hören ist, dass das ganze Gewese um Stars auf einem Missverständnis von Charisma beruht, genährt durch die "hirnlose" Verehrung des Publikums.

Man könnte also fragen, ob Mariano Cohn und Gastón Duprat, die beiden Regisseure des Films (beim Drehbuch noch unterstützt von Andrés Duprat), das Publikum aus der Hirnlosigkeit befreien, indem sie ihm diese kluge Komödie vorsetzen, die es allerdings an vielen Stellen verführerisch leicht macht, sich über die Figuren zu erheben.

Explodierender Teamgeist

Zuerst den Magnaten Humberto Suárez, der ein paar eitle Überlegungen anstellt, wie er sich am besten verewigen könnte – und schließlich auf die Idee verfällt, einen Film zu produzieren. Nicht irgendeinen, sondern eben den weltbesten immer. Er engagiert dafür die Regisseurin Lola Cuevas (Penélope Cruz mit imposantem Rotschopf und künstlerischer Brille), die wiederum Iván und Félix verpflichtet, die beiden Schauspieler, die ein Brüderpaar spielen sollen.

Für die Rolle einer Dorfprostituierten steuert der Magnat noch seine Tochter bei, das wird ihm aber bald zu steil. Und er spendiert auch den Ort, der für den Film sehr wichtig wird: seine Fondacion, ein modernistisches Gebäude in freier Natur, das viel Platz lässt für elegante Sitzmöbel und bedeutungsschwangere Hintergründe.

Explodierender Teamgeist

Dass Menschen sich mit anderen vergleichen, kommt in den normalsten Familien vor. Wenn man aber zwei vielfach ausgezeichnete Stars aufeinander loslässt, offiziell als Kollegen, de facto aber natürlich als Rivalen, dann explodiert schnell einmal der Teamgeist. Oscar Martinez, der als der Ältere und als Graubart quasi mit Rückstand ins Rennen geht (oder mit Vorsprung an Grandseigneurität, wie man es will), hat dabei einige der komischsten Szenen des Films, notabene eine, in der er mit einer Thermoskanne anstelle einer Oscar-Statue für eine Rede probiert, mit der er in Hollywood die endgültige künstlerische Autonomie ausrufen (und sich nebenbei unmöglich machen) würde. Banderas kommt anfangs als der Coolere herüber, leistet sich dann aber auch ziemliche Popanzereien.

Das ist alles köstlich erzählt, zugleich aber geprägt von dieser kühlen Distanz, die der Ort schon ausstrahlt. Der beste Film der Welt, den der deutsche Verleihtitel ein wenig zu überdeutlich nach vorn holt, kommt als Film im Film dann auch noch vor, mit allem Drum und Dran, mit rotem Teppich und danach Pressekonferenz, in der Lola Fragen nach ideologischen Lesarten ihres Brüderdramas kalt zurückweist.

Idee der Überbietung

Im Grunde machen die Filmemacher aber kein Geheimnis daraus, dass sie dem Vorhaben des Magnaten durchaus selbst zu entsprechen versuchen: Competencia oficial ist, im Modus einer angenehm zurückhaltenden Parodie, ein Versuch, die großen Metafilme der Kinomoderne vielleicht sogar an Selbstreflexivität zu überbieten, sich dabei aber nicht zu überanstrengen.

Wer mit Hirn an die Sache herangeht, wird ein bisschen mehr Freude daran haben, aber auch in diesem Fall sind die bescheuertsten Witze einfach die besten – zum Beispiel, als ein Nachbar mit Hammer für einen Moment als Avantgardemusiker missverstanden wird.
(Bert Rebhandl, 29.6.2022)