Eine Frau hebt ihr Fahrrad über einen Schutthaufen.

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Die Aufräumarbeiten dauern an.

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Es ist Tag eins nach dem verheerenden Unwetter in Kärnten. Dieses zog in der Nacht auf Mittwoch von Slowenien und Italien nach Österreich und führte im Raum Villach-Land zu massiven Überschwemmungen. Besonders betroffen waren Treffen am Ossiacher See und Arriach, wo Muren abgingen und Häuser teilweise bis zum ersten Stock verschüttet wurden. In diesen Gemeinden werden nun am Donnerstag die Aufräumarbeiten fortgesetzt. Das Ausmaß der Schäden ist enorm, das Bundesheer hilft mit schwerem Gerät, das tonnenschwere Gestein zu entfernen.

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Landeshauptmann Peter Kaiser hat inzwischen seinen Aufenthalt in Brüssel abgebrochen und ist – unterbrochen durch einige Hindernisse im Flugverkehr – gegen drei Uhr früh nach Kärnten zurückgekehrt. Bei einem Lokalaugenschein vor Ort sagte Kaiser , es sei "eine der schlimmsten Katastrophen, die wir im Bundesland erlebt haben". Es sei "so schlimm", dass ein Einwohner durch die Unwetter ums Leben gekommen sei, aber es sei "auch ein Wunder, dass nicht mehr zu Schaden gekommen sind".

Es sei nicht nur die Infrastruktur, sondern auch zahlreiche private Areale zerstört worden, einige Bereiche seien "schier unbewohnbar" geworden. Die Landesregierung werde in der außerordentlichen Sitzung am Freitag, zu der auch die Opposition eingeladen wird, erste konkrete Hilfsleistungen auf den Weg bringen.

Bei der Krisenbewältigung sei jetzt vor allem auf die Jüngeren ein Augenmerk zu legen. "Wir müssen vor Ort besonders auf die Jungen schauen, die jetzt schon im Stakkato mit Notsituationen konfrontiert sind", sagte Kaiser.

500 Feuerwehren im Einsatz

Seit Mittwoch sind im Gebiet fast 500 Feuerwehren und das Bundesheer im Einsatz. Wie der ORF Kärnten berichtet, wird am Donnerstag auch der Katastrophenhilfszug des Landes die lokalen Einsatzkräfte im Gegendtal unterstützen. Die Straßen in der Region wurden zum Teil weggerissen, sämtliche Straßen bleiben weiterhin unpassierbar. Am Donnerstag heulten in der Früh wieder dreimal alle Sirenen, um die Bevölkerung zu informieren, dass der Zivilschutzalarm vorerst aufrecht bleibt.

Die Gemeinde Arriach war weiterhin nur mit dem Hubschrauber erreichbar. Vorsorglich wurden zwei Notfallsanitäter in den Ort geflogen. Das Bundesheer will eine provisorische Straße von Himmelberg nach Arriach errichten. Im Ort dürften die Schäden nicht so groß sein wie in Treffen. An der Straße von Treffen durch die Klamm nach Afritz werde auch gearbeitet.

Für Probleme sorgte weiterhin der Pöllinger Bach, der von der Gerlitzen nach Treffen fließt. "Er bringt noch immer sehr viel Material mit", sagte Feuerwehrsprecher Martin Sticker. Man werde versuchen, mit schwerem Gerät eine erst kürzlich fertiggestellte Geschiebesperre zu leeren, damit sie wieder Geröll zurückhalten kann. Der Wall hatte schon in der Nacht auf Mittwoch Schlimmeres verhindert und war entsprechend voll.

Autos und ein Wohnwagen wurden kilometerweit mitgerissen und stehen völlig zerstört außerhalb der Ortschaft Treffen.
Foto: IMAGO/Bernd März

Ohne Strom

Insgesamt waren am Donnerstag fünf Hubschrauber im Einsatzgebiet – zwei von der Polizei, drei vom Bundesheer. Durchgeführt werden Versorgungs-, Erkundungs- und Transportflüge, sagte Christoph Hofmeister vom Militärkommando. Die rund 100 Soldaten im Katastrophengebiet arbeiteten vor allem an der Wiederherstellung der Verkehrswege. Zwei Hubschrauber waren am Donnerstag für die Monteure des Energieversorgers Kelag abgestellt. Rund 1.100 Haushalte waren Donnerstagfrüh noch vom Strom abgeschnitten, hieß es im Ö1-"Morgenjournal". Die Hubschrauber sollen zu Schadstellen geflogen werden, um die Stromversorgung wiederherzustellen.

Der Treffener Bürgermeister Klaus Glanznig (SPÖ) lobte das Miteinander und die Hilfsbereitschaft. "Alle helfen, die helfen können." Er kam noch einmal auf das Todesopfer zu sprechen, das das Unwetter am Mittwoch gefordert hatte. Ein 82-jähriger Mann aus Treffen war vor seinem Haus von einer Mure mitgerissen und getötet worden. Glanznig: Ich habe einen guten Freund und Nachbarn verloren."

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Schäden in Oberösterreich

Auch Oberösterreich blieb nicht von den Unwettern verschont: Ab Mittwochabend haben dort erneut starke Windböen und starke Regenschauer Schäden angerichtet. In Freistadt wurden mehrere Dächer teils komplett abgedeckt. Fahrgäste der Summerauerbahn mussten von der Feuerwehr in Sicherheit gebracht werden, nachdem eine Oberleitung beschädigt worden war und der Zug zwischen Kefermarkt und Neumarkt (Bezirk Freistadt) stehenblieb. Verletzt wurde in der Unwetternacht niemand, informierte die Landeswarnzentrale.

Diesmal war besonders die Region Freistadt von dem Unwetter betroffen. Allerdings waren es dort weniger die Wassermengen als der starke Wind, der die Feuerwehrleute forderte. Vor allem in der Stadt galt es, unzählige abgedeckte Dächer provisorisch zu schließen. Neun Feuerwehren kamen den Kameraden in Freistadt zu Hilfe, insgesamt waren dort rund 150 Kräfte im Einsatz. In den Bezirken Linz-Stadt und Land sowie Perg waren es hingegen eher überflutete Keller, die ausgepumpt werden mussten, so eine erste Bilanz des Landesfeuerwehrkommandos.(red, APA, 30.6.2022)