Die Übertragung des Coronavirus von einer getigerten Hauskatze auf eine Tierärztin durch Anniesen ist der erste dokumentierte Fall einer Ansteckung eines Menschen durch eine Katze.

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Dass auch Haustiere nicht vor Corona gefeit sind, ist bereits seit längerem bekannt. Schon in den ersten Monaten der Pandemie gab es Berichte von mit Sars-CoV-2 infizierten Vierbeinern. Bislang erfolgte die Übertragungskette bei Haustieren aber vor allem in eine Richtung: Hunde, Katzen, Hamster und andere Tiere stecken sich bei Menschen an. Doch liegt nun der erste dokumentierte Fall einer Ansteckung in die andere Richtung vor: Wie Forschende aus Thailand bestätigt haben, hat dort eine Katze eine Tierärztin mit Sars-CoV-2 angesteckt. Somit stehen nun auch Katzen offiziell auf der Liste jener Tiere, die das Virus auf den Menschen übertragen können.

Dass dieser Übertragungsweg erst jetzt nachgewiesen werden konnte, überrascht beinahe angesichts der bekannten Verbreitung des Virus unter Hauskatzen: Durch Blutprobenanalysen wurde festgestellt, dass sich im ersten Jahr der Pandemie rund vier Prozent der Hauskatzen in Europa mit Corona angesteckt haben. Dass die Übertragung von Katze auf Mensch theoretisch möglich ist, wird schon länger angenommen. "Wir wissen seit zwei Jahren, dass diese Möglichkeit besteht", sagt Angela Bosco-Lauth, eine Forscherin für Infektionskrankheiten an der Colorado State University im US-amerikanischen Fort Collins.

Zufällige Entdeckung

Die Entdeckung der ansteckenden Katze, die kürzlich in der Zeitschrift "Emerging Infectious Diseases" veröffentlicht wurde, kam zufällig zustande, sagt Mitautorin Sarunyou Chusri, eine Forscherin für Infektionskrankheiten und Ärztin an der Prince of Songkla University in Hat Yai in Südthailand. Der dokumentierte Fall ereignete sich bereits im Vorjahr: Ein Vater und ein Sohn wurden positiv auf Sars-CoV-2 getestet und in eine Isolierstation des Universitätsklinikums verlegt. Im selben Haushalt lebte eine zehnjährige getigerte Katze, von der ebenfalls ein Abstrich genommen wurde – und ein positives Ergebnis brachte. Während des Abstrichs nieste die Katze jedoch in das Gesicht einer Tierärztin. Diese trug zwar eine Maske und Handschuhe, jedoch keinen Augenschutz.

Mehr hat es offenbar nicht gebraucht: Schon wenige Tage später bekam die Tierärztin Fieber, Schnupfen und Husten und wurde in der Folge ebenfalls positiv auf Sars-CoV-2 getestet. Da keine ihrer Kontaktpersonen positiv getestet wurde, ist der wahrscheinlichste Hergang, dass sie von der Katze angesteckt wurde. Genetische Analysen bestätigten zudem, dass die Tierärztin mit der gleichen Variante infiziert war die die Katze.

Nachrangige Ansteckungsquelle

Trotz dieser ziemlich eindeutigen Ansteckung eines Menschen durch eine Katze gehen Forschende nicht davon aus, dass dieser Übertragungsweg besonders häufig ist. Frühere Studien zeigten, dass infizierte Katzen kaum Viren ausscheiden. "Der Mensch ist eindeutig immer noch die Hauptquelle des Virus", sagt Bosco-Lauth. (trat, 30.6.2022)