Insgesamt acht Trophäen gingen an den Film Große Freiheit, Regisseur Sebastian Meise durfte sich freuen.

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Mit der Vergabe des Österreichischen Filmpreises feiert sich die Filmbranche nicht nur selbst. Die Gala, die am Donnerstagabend in Grafenegg abgehalten wurde, fungiert auch als Stimmungsbarometer. Die MeToo-Debatte, die heimische Filmschaffende seit kurzem bewegt, wurde unweigerlich auch dort zum Thema.

Schon vorab hatten Regisseur Arash T. Riahi und die Schauspielerin Verena Altenberger, das Präsidentschaftsduo der Akademie, mit einem Statement Stellung bezogen, aus dem verlesen wurde: "Der Arbeitsplatz Film und auch die Ausbildungsstätten müssen endlich für alle angstfrei werden." Sie betonten die Wichtigkeit von schnellen Reformen: "Diverse Sets, Vertrauenspersonen, besondere Schulungen vor Drehbeginn, Aufklärungsarbeit schon in der Ausbildung, vertragliche Regelungen, die Mitarbeiter*innen auch in vulnerablen Situationen besser schützen ..."

Mehr als eine MeToo-Sprecherin

Dem Wunsch der Regisseurin Katharina Mückstein, auch auf der Gala gemeinsam mit Betroffenen zu sprechen, folgte die Akademie nicht. Mückstein hatte den Anstoß für die MeToo-Debatte gegeben, ist aber kein Mitglied der Akademie. Man sei der Ansicht, dass dieses für alle relevante Thema nicht nur von einer Person in der Öffentlichkeit vertreten werden kann, lautete die Begründung von deren Seite.

Die Regisseurin Clara Stern, die den Abend inszeniert hatte, kam auf das Motto der Gala, "All Together Now" zurück. Die Filmgemeinde müsse nun an einem Strang ziehen: "Wir dürfen nicht so weiter machen." Davor hatte die 20-jährige deutsche Schauspielerin Luna Jordan, die für ihren Part in Arman T. Riahis Fuchs in Bau als beste Nebendarstellerin prämiert wurde, in ihrer Dankesrede ihre eigene Geschichte als Opfer sexueller Belästigung angesprochen und mit deutlichen Worten Maßnahmen gefordert. Schon vier Mal sei sie trotz ihres jungen Alters mit Übergriffen konfrontiert gewesen.

Georg Friedrich und Maria Hoftstätter beste Darsteller

Moderiert wurde der Abend von Julia Edtmeier und Michael Ostrowski, die auch nach solchen Worten darum bemüht waren, schnell wieder auf die nominierten Filme zurück zu schwenken. Der große Gewinner des Abends war Sebastian Meises Film Große Freiheit, der von einer Männerliebe im Gefängnis erzählt. Insgesamt acht Trophäen gingen an die Arbeit, darunter die für den besten Film und für den Regisseur. Georg Friedrich empfing für seinen Part als zunächst homophober Insasse den Preis als bester Hauptdarsteller – Regisseur Meise nahm seinen Preis entgegen.

Fuchs im Bau, der zweite Favorit, wurde mit vier Preisen gewürdigt: Maria Hofstätter erhielt für ihre Rolle als resolute, aber beherzte Lehrerin den der besten Darstellerin. Bester Dokumentarfilm wurde Aufzeichnungen aus der Unterwelt, Tizza Covis und Rainer Frimmels Tauchgang in die Wiener Bandenkriminalität der 1960er-Jahre. Als publikumsstärkster Film wurde der Manfred-Deix-Animationsfilm Rotzbua – Willkommen in Siegheilkirchen ausgezeichnet. (Dominik Kamalzadeh, 30.6.2022)