Der "Petsche Pollak"-Award wurde dieses Jahr erstmals vergeben und ist mit einem Preisgeld von 7.500 Euro dotiert.

Foto: BKA/Hofer

Die Wiener Anwaltskanzlei Petsche-Demmel Pollak hat erstmals einen Award für wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet des Strafrechts vergeben. Der Preis ging an Christoph Grünwald, der für seine Dissertation zum Thema "Strafbares Unterlassen von Entscheidungsträgern in Unternehmen" ausgezeichnet wurde. Der Autor habe das "etablierte Institut der Unterlassung neu und auf das Wirtschaftsstrafrecht ausgelegt, sodass es für grenzüberschreitende Konzerne anwendbar wird", lobte Jurymitglied Ingeborg Zerbes, Professorin für Strafrecht an der Universität Wien.

Verfassungsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) nutzte ihre Festrede als Gelegenheit, um Reformen in der Strafprozessordnung einzufordern. In Zeiten, in denen jeder Bürger gläsern sei, müsse man "eine bessere Balance finden zwischen Persönlichkeitsrechten und Datenschutz einerseits und dem Interesse an Aufklärung andererseits". Wichtig sei zudem eine kürzere Verfahrensdauer, speziell in Wirtschaftsstrafsachen, die sich oft über Jahre ziehen.

Firmenchef statt Taschendieb

Aus Sicht von Robert Kert, Professor für Strafrecht an der WU Wien und ebenfalls Jurymitglied, werfe die zunehmende Bedeutung des Wirtschaftsstrafrechts eine Vielzahl an wissenschaftlichen Fragen auf. Die Strafprozessordnung denke häufig "an den Taschendieb und nicht an den Konzernverantwortlichen". Hier seien neue Ansätze gefragt, in denen es auch die Beiträge junger Wissenschafterinnen und Wissenschafter brauche.

Zerbes lobte die Qualität der eingereichten Arbeiten. Es sei aufgrund des durchgehend hohen wissenschaftlichen Niveaus sehr schwer gefallen, eine Entscheidung zu treffen. Der "Petsche Pollak"-Award wurde dieses Jahr erstmals vergeben und ist mit einem Preisgeld von 7.500 Euro dotiert. Er soll Studierenden die Chance bieten, auf ihre juristische Expertise im Wirtschaftsstrafrecht und Unternehmensstrafrecht aufmerksam zu machen. (red, 1.7.2022)