Wartende vor der Impfstraße im Wiener Austria Center auf einer Archivaufnahme aus dem Sommer 2021.

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Vor knapp einer Woche hat die Stadt Wien den Zugang zur vierten Corona-Impfung vereinfacht. Sechs Monate nach der dem dritten Stich ist der vierte nun empfohlen, bereits vier Monaten danach ist er möglich. Das kommt in der aktuellen Sommerwelle offenbar gut an. So gut, dass es in der Impfstelle im Wiener Austria Center zu Engpässen kommt und Impfwillige weggeschickt wurden.

Das Austria Center ist die einzige städtische Impfstelle, in der Immunisierungen gegen das Coronavirus ohne Termin angeboten werden – was die Stadt auf ihrer Website mit den Worten "Jetzt impfen! Keine Anmeldung" bewirbt. Geimpft werde täglich von 7 bis 19 Uhr, Annahmeschluss für Stiche ohne Termin sei um 18 Uhr, ist dort zu lesen.

In den vergangenen Tagen seien Impfwillige jedoch bereits deutlich vor 18 Uhr abgewiesen worden, berichten Betroffene dem STANDARD und auf Twitter. "Man hat uns gesagt, dass die Ärzte erschöpft seien. Die Leute sind dann um kurz nach halb sechs knurrend wieder abgezogen", sagt eine der Abgewiesenen, die sich den vierten Stich noch vor ihrem anstehenden Urlaub holen wollte.

Das Problem für alle, die es wegen einer anstehenden Reise eilig haben: Impftermine sind bereits rar und erst in knapp zwei Wochen zu bekommen.

Stadt will Kapazitäten aufstocken

Seitens des städtischen Gesundheitsressorts räumt man ein, dass es im Austria Center derzeit "vereinzelt" zu "Spitzen" kommen könne. Das liege an der großen Nachfrage nach dem vierten Stich in der aktuellen Urlaubssaison. In der Woche vor dem 26. Juni, also dem Tag, an dem der Zugang erleichtert wurde, wurden in ganz Wien pro Tag zwischen 533 und 1.070 Viertstiche verabreicht. In der darauffolgenden Woche waren es bereits zwischen 1.879 und 2.321 Viertstiche täglich.

Die Stadt reagiert nun: "Wir sind dabei, zusätzliche Termine freizuschalten, Personal aufzustocken und ab kommender Woche die Öffnungszeiten auszuweiten", sagt ein Sprecher von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) zum STANDARD. Und: Alle, die wegeschickt werden müssen, bekämen einen Impfgutschein ausgehändigt. Wer damit in einem der acht anderen städtischen Impfzentren, für die man eigentlich einen Termin braucht, vorstellig werde, komme dort sofort an die Reihe.

1,8 Prozent von Wiens Bevölkerung viermal geimpft

Insgesamt haben laut Zahlen aus dem Gesundheitsressort derzeit 1,8 Prozent der Wiener Gesamtbevölkerung vier Corona-Impfungen bekommen. In der Altersgruppe der 80- bis 89-Jährigen ist der Wert am höchsten. Kalkuliert man auch die Drittstiche ein, steigt der Anteil der gut Immunisierten deutlich: 55,9 Prozent der Wienerinnen und Wiener haben sich bereits einen dritten oder vierten Stich geholt. Fast ein Viertel der Bevölkerung ist noch immer gänzlich ungeimpft.

Demgegenüber stehen Infektionszahlen auf hohem Niveau: Österreichweit haben die Behörden seit Freitag 10.071 Neuinfektionen mit dem Coronavirus gemeldet, das sind etwas weniger als am Vortag.

Ärztekammer kritisiert Aus von Gratis-Grippeimpfung

Stunk gibt es in Wien derzeit auch wegen einer anderen Impfung: der gegen die Influenza. Wie berichtet, ist diese ab Herbst 2023 für alle Erwachsenen gegen Rezeptgebühr erhältlich. Für Bewohnerinnen und Bewohner der Bundeshauptstadt bringt diese Einigung zwischen Bund und Ländern allerdings keine Vorteile, denn die Stadt Wien bot zuletzt Gratis-Impfaktionen an.

Das kritisierte am Samstag die Ärztekammer: "Da wird ohne Vorankündigung ein seit zwei Jahren hervorragend laufendes und von der Wiener Bevölkerung gut angenommenes kostenloses Vorsorgeangebot einfach gestoppt und ab 2023 durch ein für die Bürgerinnen und Bürger kostenpflichtiges Programm ersetzt", sagte Erik Randall Huber, Vizepräsident der Wiener Ärztekammer, in Richtung Gesundheitsstadtrat Hacker.

Dass andere Bundesländer ihren Einwohnerinnen und Einwohnern die in Wien in Kooperation mit der Ärztekammer durchgeführte Gratis-Grippeimpfung bisher nicht angeboten hätten, ist für Huber kein Grund, "das Wiener System komplett zu kippen". (Stefanie Rachbauer, 2.7.2022)