In puncto Freundlichkeit schneiden die Österreicherinnen und Österreicher mit Platz 51 von 52 Ländern besonders schlecht ab.

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Mexiko, Indonesien und Taiwan sind heuer die beliebtesten Länder der internationalen Beschäftigten, gefolgt von Portugal, Spanien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Vietnam, Thailand, Australien und Singapur. Zum diesem Ergebnis kommt die jährliche "Expat Insider"-Studie von Internations, einem Netzwerk für Personen, die im Ausland leben und arbeiten.

Mehr als 12.000 Expats haben an der Umfrage in 52 Ländern weltweit teilgenommen. Themen der Studie sind unter anderem die Zufriedenheit mit der Lebensqualität, der Eingewöhnung im Gastland, dem Arbeitsleben, den persönlichen Finanzen und den Lebenshaltungskosten im jeweiligen Aufenthaltsland. Zum ersten Mal enthält das Ranking auch den neuen Index "Expat Basics", der die Themen digitale Infrastruktur, Verwaltung, Wohnen und Sprache umfasst.

Österreich belegt dieses Jahr Platz 24 als eines von 52 Ländern im Ranking – und fällt damit im Vergleich zum Vorjahr um einen Platz zurück. Obwohl es in vielen Indizes überdurchschnittlich bis durchschnittlich abschneidet, zählt es im Index zur Eingewöhnung im Ausland mit Platz 49 sogar zu den am schlechtesten bewerteten Ländern.

Am unteren Ende des Gesamtrankings liegen Kuwait (52.), Neuseeland (51.) und Honkong (50.). Neben Unzufriedenheit im Arbeitsleben fällt es Expats in Kuwait am schwersten, sich wie zu Hause zu fühlen, in Neuseeland kämpfen internationale Beschäftigte mit ihrer Karriere, und in Hongkong sind die Befragten vor allem mit dem Bereich Natur und Umwelt unzufrieden.

Hohe Lebensqualität

Im Gesamtranking belegt Österreich zwar lediglich einen mittleren Rang – im Index zur Lebensqualität liegt es jedoch auf dem dritten Platz. Den Platz auf dem Siegertreppchen gleich nach Spanien (erster Platz) und Taiwan (zweiter Platz) verdankt Österreich vor allem guten Ergebnissen in den Unterkategorien Reisen und Verkehr (zweiter Platz weltweit), Gesundheit und Wohlbefinden (dritter Platz) sowie Umwelt und Klima (fünfter Platz).

Neun von zehn Expats schätzen hierzulande das Angebot des öffentlichen Nahverkehrs, und 85 Prozent halten diesen für kostengünstig. Auch medizinisch sehen sich ausländische Arbeitskräfte in Österreich gut betreut: 83 Prozent bezeichnen die ärztlichen Behandlungen als bezahlbar, weltweit liegt dieser Wert nur bei 61 Prozent. Mehr als drei Viertel geben an, leichten Zugang zur Gesundheitsfürsorge zu haben.

Außerdem gilt Österreich bei Expats als ein ökologisch sauberes Land mit vielen Sportmöglichkeiten und auch die Lebenserhaltungskosten werden als angenehm eingeschätzt – im Index für die persönlichen Finanzen nimmt Österreich Platz 16 von 52 ein. Mehr als die Hälfte der Befragten bewertet die Lebenshaltungskosten positiv, und 64 Prozent sind mit ihrer finanziellen Situation zufrieden.

Rückfall bei Arbeitsbedingungen

Im Vorjahr belegte Österreich im Index zum Arbeiten im Ausland noch den siebenten Platz, heuer reicht es nur mehr für Platz 19. Die Befragten sind zwar mit mehreren wichtigen Aspekten zufrieden: 85 Prozent beschreiben die Wirtschaftslage in Österreich positiv, 72 Prozent sind mit ihrer Arbeitszeit zufrieden, und 68 Prozent halten ihren Arbeitsplatz für sicher. Es sind jedoch nur 62 Prozent der Meinung, dass sie entsprechend ihrer Branche, Qualifikation und Funktion angemessen bezahlt werden.

Auch die Unterkategorien Karrierechancen und Arbeitskultur und -zufriedenheit werden von den ausländischen Arbeitskräften teilweise kritisch gesehen: Ein Drittel ist der Meinung, dass die lokale Unternehmenskultur Kreativität und unkonventionelles Denken unterdrückt, und ein Viertel ist mit den Karriereaussichten unzufrieden. "Der internationale Arbeitsmarkt ist sehr klein und auf bestimmte Positionen beschränkt", schreibt beispielsweise ein Expat aus Italien.

Schwierige Eingewöhnung

Im neuen Index zu den Expat Basics liegt Österreich mit Platz 32 von 52 unter dem weltweiten Durchschnitt. Die Ergebnisse in drei Unterkategorien sind eher mittelmäßig: Wohnen (23.), Verwaltungsthemen (27.) und Digitale Infrastruktur. (29.) So schätzen beispielsweise 93 Prozent der Expats den uneingeschränkten Zugang zu Online-Angeboten wie zu sozialen Medien, und 47 Prozent halten den Wohnraum vor Ort für erschwinglich. Andererseits finden 14 Prozent, dass bargeldfreie Bezahlung kaum existiert, und ein Drittel der Visum-Antragsteller hatten große Mühen, eines zu bekommen (im Vergleich zu 24 Prozent weltweit). Vor allem aber liegt Österreich in der Kategorie Sprache auf einem hinteren 38. Platz. Zum einen haben Expats es schwer, sich hierzulande zurechtzufinden, ohne die Landessprache zu beherrschen, zum anderen haben sie Probleme, die Sprache zu lernen.

Mit Platz 49 im Index zur Eingewöhnung im Ausland gehört Österreich zu den am schlechtesten bewerteten Aufenthaltsländern für Expats weltweit. Noch größere Schwierigkeiten sich einzuleben haben internationale Beschäftigte nur in Kuwait (52.), Schweden (51.) und Norwegen (50.). Vor allem in der Unterkategorie Freundlichkeit schneiden die Österreicherinnen und Österreicher schlecht ab und belegen mit Rang 51 den vorletzten Platz vor Kuwait. Rund die Hälfte der ausländischen Arbeitskräfte findet es außerdem schwierig, Freundschaften vor Ort zu schließen. Weitere 41 Prozent beschreiben die ortsansässige Bevölkerung als unfreundlich gegenüber ausländischen Mitbürgern, ein mehr als doppelt so hoher Anteil wie der weltweite Durchschnitt (18 Prozent). Darüber hinaus fällt es einem Drittel schwer, sich an die landestypische Kultur zu gewöhnen, während 28 Prozent sich in Österreich nicht willkommen fühlen – im Vergleich zu 16 Prozent weltweit. (dang, 12.7.2022)