Fernwärmetarife werden um 50 Prozent, Gastarife um 58 Prozent teurer.

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Graz/Wien – Tausende steirische Gaskunden erhalten dieser Tage einen Brief von ihrem Gasversorger, dass wegen neuer Geschäftsbedingungen Verträge gekündigt werden müssten, berichtete die "Kleine Zeitung" am Dienstag. Man sei zu Tarifanpassungen gezwungen, hieß es bei der Energie Steiermark, da der Gaspreisindex seit 2020 um rund 600 Prozent gestiegen sei. Die Einkaufspreise gebe man nicht zu hundert Prozent an Kunden weiter, hieß es. Ein Anbieterwechsel bietet kaum Sparmöglichkeiten.

Die Energie Steiermark und die Energie Graz erhöhen etwa ihre Fernwärmetarife um bis zu 50 Prozent. Die Gastarife steigen ebenfalls mit 1. September um rund 58 Prozent. Für einen durchschnittlichen Haushalt mit einem Gasjahresverbrauch von 7.500 Kilowattstunden kommt das auf monatlich etwa 29 Euro mehr.

Aktive Zustimmung nötig

In den Verständigungsschreiben für rund 60.000 Betroffene informieren die Energie Steiermark und die Energie Graz, dass ihr bisher gültiger Gasabnahmevertrag mit 31. August auslaufen und damit gekündigt wird. Teil des Schreibens ist auch ein neuer Liefervertrag. Im Gegensatz zu bisherigen Preiserhöhungen muss diesmal eine aktive Zustimmung in Form des Abschlusses eines neuen Liefervertrages seitens des Kunden erfolgen.

Das ist auf dem Postweg, telefonisch sowie elektronisch via E-Mail und Website möglich, alle Informationen seien in dem Schreiben enthalten, wie Urs Harnik, Sprecher der Energie Steiermark, betonte. Das Prinzip, wer schweigt, stimmt zu, gelte nicht. Wer nicht reagiere, laufe Gefahr, ab September nicht mehr beliefert zu werden. "Wir werden im August noch einmal Erinnerungsschreiben an alle Betroffenen richten", sagte Harnik.

Im Gegensatz zu Strom gebe es bei Gas derzeit noch keine eindeutige gesetzliche Regelung für Preisänderungen. Zum anderen "setzen wir diese Anpassung des Energiepreises anhand einer ganzheitlichen Tarifumstellung um, die auch neue AGB samt Änderungen des künftigen Preisanpassungsmechanismus enthält", sagte der Energie-Steiermark-Sprecher.

Rekordzahl an Kundenanrufen

Beim Energieversorger rechnet man mit vielen Kundenanfragen in den nächsten Tagen und Wochen. "Wir haben aufgrund der vielen Energiethemen am Markt zuletzt bereits Rekorde von 100.000 Anrufen pro Monat, teilweise bis zu 8.000 an einzelnen Tagen, registriert", sagte Harnik.

Die steirische FPÖ reagierte am Dienstag: "Von einem landeseigenen Unternehmen hätten wir Freiheitliche definitiv mehr soziales Verantwortungsbewusstsein erwartet. Neo-Landeshauptmann Christopher Drexler wird nicht darum herumkommen, deutlich Stellung zu dieser Causa zu beziehen", sagte Klubobmann Mario Kunasek. Die FPÖ fordere die sofortige Einberufung eines steirischen Energiegipfels, bei dem Energieversorger, die Landesregierung sowie die wesentlichen Vertreter des Bundes und Abgeordnete aller Landtagsparteien transparent über die derzeitige Situation und weitere Auswirkungen bei ausbleibenden Gaslieferungen informiert werden.

Die Arbeiterkammer (AK) hat sich der Sache angenommen und bietet wie die Energie Steiermark Beratung an. Wer den angebotenen Vertrag nicht annehmen möchte, sollte dies laut AK mindestens drei Wochen vor dem Vertragsablauf dem Anbieter mitteilen. In diesem Fall muss man sich selbst einen anderen Anbieter suchen. Ein Preisvergleich findet sich auf der Website der Regulierungsbehörde E-Control. Der E-Control-Tarifkalkulator bietet zudem die Möglichkeit, das jeweils günstigste Strom- und Gasangebot zu ermitteln. Verbraucherinnen und Verbraucher können sich auch an die Energiehotline der E-Control wenden, um sich telefonisch zum Anbieterwechsel beraten zu lassen. (APA, 5.7.2022)