Fuhrmann will mit dem ÖFB-Frauenteam ins Viertelfinale der EM.

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Der Vorgänger hält der Nachfolgerin die Daumen. Vor fast genau fünf Jahren führte Dominik Thalhammer Österreichs Fußballerinnen ins Halbfinale der EM in den Niederlanden. Damit hat der aktuelle Trainer der Männer von Cercle Brügge Irene Fuhrmann die Latte für die heute in Manchester mit der Partie zwischen den englischen Gastgeberinnen und der Auswahl des Österreichischen Fußball-Bunds anhebenden EM sehr hoch gelegt.

Äußerlich gelassen, ganz wie es ihrer Art entspricht, nimmt die 41-jährige Wienerin Fuhrmann die Aufgabe an, die Thalhammer "gewiss eine Challenge" nennt. Die Österreicherinnen wollen ins Viertelfinale und also einen Erfolg, der aufgrund der Entwicklung, die der Frauenfußball in den vergangenen Jahren genommen hat, durchaus mit dem seinerzeitigen Siegeslauf vergleichbar wäre.

Logische Wahl

Unvergleichlich ist Fuhrmanns Weg an die Spitze des Nationalteams. Im Herbst 2017 hatte die ehemalige Fußballerin, zweimalige Meisterin und dreifache Cupsiegerin mit USC Landhaus als erste Österreicherin die Uefa-Pro-Lizenz erworben, das höchste Trainerdiplom, das der europäische Fußballverband zu vergeben hat. Ende Juli 2020, nach dem Wechsel Thalhammers zum LASK, war sie die logische Wahl als erste Teamtrainerin. Denn Fuhrmann war da schon seit mehr als einem Jahrzehnt, unter anderem im nationalen Leistungszentrum in St. Pölten, für den Aufschwung mitverantwortlich, den der Frauenfußball auch in Österreich erlebte.

Käfigkickerin

Das Spiel selbst erlernte sie – wie es in Wien einmal üblich war – im Käfig. Sie habe, angespornt von der Begeisterung ihrer Brüder, von klein auf pausenlos gespielt, sagt Fuhrmann. 22 Partien bestritt die Mittelfeldspielerin des USC Landhaus im Nationalteam, schon während der Karriere betreute sie im Klub den Nachwuchs.

Coach Ernst Weber berief sie 2008 als Assistentin zum Frauenteam. 2011, nach Webers überraschendem Tod, widmete sich Fuhrmann der weiblichen U19, mit der sie 2016 an der EM in der Slowakei teilnahm. Im Jahr darauf assistierte sie Thalhammer auch beim Triumph in den Niederlanden.

Konsequenz und Einfühlungsvermögen werden der seit 2019 mit ihrer langjährigen Partnerin verheirateten Fußballlehrerin attestiert; Qualitäten, mit denen sie ihren Vorgänger Thalhammer noch deutlich überrunden könnte: als Erste, die Österreichs Fußballerinnen zu einer Weltmeisterschaft führt – im nächsten Jahr. (Sigi Lützow, 5.7.2022)