Wolfgang Rihm wird in Lockenhaus mit einem Schwerpunkt bedacht.

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Lockenhaus – "Ich versuche immer, in den jeweiligen Ton hineinzukriechen, um aus dieser hypothetischen Position heraus zu spüren, wohin er selbst strebt", erzählt Wolfgang Rihm zum Thema Ideenfindung in jener Biografie, die Eleonore Büning dem Komponisten zugedacht hat. Beim Kammermusikfestival Lockenhaus, bei dem dem Deutschen ein Schwerpunkt gewidmet wird, ist dieses "Hineinkriechen" in Töne ein spezielles Anliegen auch der Interpreten.

Seit Jahrzehnten ist Lockenhaus, 1981 von Geiger Gidon Kremer gegründet, nicht einfach ein Festival, bei dem man kurz anreist, spielt und gleich zum nächsten Gig weiterzieht. Als Gegenentwurf zum rastlosen Konzertbetrieb fordert es das längere Verweilen am Probenort zwecks tieferen Durchdringens der Materie.

Intensive Proben(atmo)sphäre

So reisen zum Intensivfestival Gidon Kremer (mit seiner Kremerata Baltica), die Starpianisten Sir András Schiff und Fazil Say oder Sopranistin Anna Prohaska und Oboist und Komponist Heinz Holliger nicht einfach nur an. Sie tauchen bei der von Cellist Nicolas Altstaedt geleiteten Reihe ein in sehr intensive Proben(atmo)sphären, die auch eine spezielle Spontaneität bedingen.

Vorab fixierte Programme sind nämlich nicht die Regel; es kann passieren, dass Werklisten und Besetzungen geändert werden. Das allerdings ist der besondere Charme dieses Festivals, das – und das ist gewiss – am Donnerstag startet und bis 16. Juli dauert. Es steht unter dem Motto "Astralis", das an eine Komposition von Wolfgang Rihm erinnert. (Ljubisa Tosic, 6.7.2022)