Erst wurde "People`s Justice" verhängt, dann abmontiert.

Foto: IMAGO/Hartenfelser

Das Werk "People's Justice" des Künstlerkollektivs Taring Padi markierte bei der Documenta in Kassel in den vergangenen Wochen einen Tiefpunkt in einer seit Monaten schwelenden Antisemitismusdebatte rund um die aktuelle Ausgabe der Kunstschau. Das Bild zeigt unter anderem einen orthodoxen Juden mit SS-Symbol auf dem Hut, eine andere Figur mit Schweinegesicht trägt einen Helm mit der Aufschrift "Mossad" und einen Davidstern. In einem Interview in der aktuellen "Zeit" erklären die Künstler sich und übernehmen für das 20 Jahre alte Werk Verantwortung.

Sie hätten die betreffenden Figuren gekannt, allerdings nicht begriffen, dass es sich dabei um antisemitische Darstellungen handle, weil Antisemitismus vor zwanzig Jahren in Indonesien kein großes Thema gewesen sei. "Wir wussten kaum etwas darüber. Wir hatten in der Schule etwas über den Holocaust und die Naziherrschaft gelernt, aber nichts zum Antisemitismus an sich."

Unterstützung für Militärdiktatur

Wie die Figuren aufs Banner kamen? Das Banner handle von den "Strukturen, die Indonesiens Gewaltherrschaft von 1965 bis 1998 möglich machten", und von der "Unterstützung der westlichen Demokratien für den Aufstieg der indonesischen Militärdiktatur unter Suharto im Kontext des Kalten Krieges". Eines dieser Länder sei auch Israel gewesen. "Wir haben dabei einen Fehler begangen: Anstatt den israelischen Sicherheitsapparat zu zeigen, malten wir eine Figur, die an eine Karikatur der Nazis erinnert." Sie würden diese Figuren nicht wieder zeigen.

Kritische Worte findet das Kollektiv indes für das Handeln der deutschen Politik: Kein Politiker hätte sich seit ihrer Entschuldigung nach ihrem Zustand erkundigt. Die Teilnahme an der Documenta bereut Taring Padi dennoch nicht. Diese Documenta beweise, wie wichtig der Dialog sei. "Jetzt lernen wir, was Antisemitismus ist. Es sollte ein gegenseitiges Lernen sein."

In Deutschland wird noch diskutiert, wie es zu der Causa kommen konnte und welche Schlüsse daraus für die Zukunft der Documenta hinsichtlich Einfluss der Bundesregierung zu ziehen seien. (red, 7.7.2022)