Brillieren in "Better Call Saul": Bob Odenkirk und Rhea Seehorn.

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Der Knall am Ende des ersten Teils der sechsten Staffel war womöglich nur ein Vorgeschmack auf eine emotionale Explosion, die noch folgen wird: Denn dass die endgültige Verwandlung des liebenswürdigen Jimmy McGills (Bob Odenkirk) zum ungenierten Anwalt Saul Goodman ohne großes Getöse und ohne viel Blutvergießen über die Bühne geht, ist ausgeschlossen. Dafür garantieren schon die Rahmenhandlung mit dem Krieg der Drogenbarone sowie ihre Schöpfer, die Serienmacher Vince Gilligan und sein kongenialer Partner und Showrunner Peter Gould.

Nach sieben Jahren setzt "Better Call Saul" ab Montag, 11. Juli, auf AMC und jeweils einen Tag später auf Netflix, zum großen Finale an. Noch sechs Folgen – und eine der besten Serien der vergangenen Jahre ist Geschichte.

Breaking Bad & Better Call Saul

Großes Wiedersehen

Was am 15. August 2015 als Spin-off-Serie von "Breaking Bad" begann, endet sieben Jahre später mit einer Reunion. Walter White (Bryan Cranston) und Jesse Pinkman (Aaron Paul) schlüpfen erneut in ihre legendären Rollen als Drogenschurken und treffen auf den Anwalt Jimmy McGill aka Saul Goodman, der ihnen in der Ursprungsserie so überzeugend aus der Patsche geholfen hatte, dass er eine eigene Serie bekam, sich rasch emanzipierte und zur vielschichtigen Serienfigur avancierte. Wie und in welcher Form die Begegnung stattfindet, ist ein gut gehütetes Geheimnis.

Kim Wexler

"Aus meiner Sicht ist es unsere ehrgeizigste, überraschendste und, ja, herzzerreißendste Staffel", sagt Peter Gould über das Ende. Man darf gespannt sein und gleichzeitig hoffen, dass das Serienuniversum mit dem Finale von "Better Call Saul" nicht vorbei ist, denn in US-Medien wird bereits spekuliert, ob es einen weiteren Strang geben könnte. Als Protagonistin kommt Rhea Seehorn infrage. Als smarte Anwältin Kim Wexler und Jimmy McGills Frau hat sie sukzessive ihren moralischen Kompass verloren und könnte nach dem Finale dort weitermachen, wo sie die Reise hingeführt hat. Irgendwo zwischen Gut und Böse, zwischen Moral und Skrupellosigkeit.

Lalo Salamanca

Ein weiterer würdiger Kandidat, der eine ganze Serie tragen könnte, ist Lalo Salamanca (Tony Dalton). Den Kampf gegen seinen Kontrahenten Gus Fring (Giancarlo Esposito) dürfte er allerdings nicht gewinnen, denn Gus spielt eine Hauptrolle in "Breaking Bad". Aber Lalos Geschichte, die ihn zu dem Gauner inmitten des Drogenkrieges werden ließ, hätte sicher Potenzial, um erzählt zu werden. Alleine schon wegen des Hauptdarstellers selbst.

Lalo Salamanca (Tony Dalton) ist auf einem Rachefeldzug.
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"Ich kann Ihnen sagen, wenn ich irgendetwas tun könnte, um Vince und Peter zu ermutigen, in diesem Universum weiterzumachen, würde ich es tun", sagte Dan McDermott, Unterhaltungschef von AMC, kürzlich zu "Variety". "Ich denke, man müsste sie fragen, aber die Tür steht immer offen, und ich sehne mich nach dem Tag, an dem mein Telefon klingelt und Vince, Peter oder unsere Freunde bei Sony anrufen und sagen: 'Hey, ich glaube, wir haben eine weitere Show dieses Universums.'", so McDermott.

Der Feinschliff zum absoluten Gangster

Kim Wexler gilt als Todeskandidatin Nummer eins. Denn bis zur endgültigen Evolution des anfangs liebenswürdig-tollpatschigen Jimmy McGills zum moralisch verkommenen Saul Goodman fehlen noch ein paar Puzzlestücke. Was hat ihn bloß so ruiniert? Das fragen sich die Fans der Kultserie. Die Antworten gibt es ab Montag auf AMC und ab Dienstag auf Netflix – mit einer Folge wöchentlich. (Oliver Mark, 11.7.2022)