Aus Afrikas Savannen an den oberösterreichischen Inn: Bubulcus ibis, der Kuhreiher.
Foto: Michael Dvorak/Birdlife

Der Klimawandel sorgt dafür, dass sich eine neue Vogelart zum Brüten in Österreich niedergelassen hat: der Kuhreiher. Der als Begleiter der großen Huftierherden in den Savannen bekannte Vogel mit dem wissenschaftlichen Namen Bubulcus ibis beschränkte sein Brutgebiet früher auf Südspanien und Afrika. Aufgrund der steigenden Temperaturen breitet er sich immer weiter nordwärts aus. Nun wurden erstmals vier Brutpaare am Unteren Inn in Oberösterreich gesichtet, wie die Vogelschutzorganisation Birdlife Österreich berichtet.

Die Vögel wurden erstmals Anfang Juni gesichtet, inzwischen werden vier Nester bebrütet.
Foto: Otto Samwald/Birdlife

"Eine Frage der Zeit"

Der weiße Vogel, der zur Balz ein auffälliges Prachtkleid trägt, dehnte schon im Laufe des 20. Jahrhunderts sein Brutgebiet auf Amerika und Australien sowie Südeuropa aus. In den letzten 20 Jahren eroberte er Feuchtgebiete in der gesamten Südhälfte Europas und ließ sich zum Nestbau auch im nördlichen Europa bis in die Niederlande und nach Großbritannien sowie im Osten bis nach Ungarn und Tschechien nieder. "Bedingt durch das zunehmend warme Klima bei uns in Österreich und die Trockenheit in Spanien war es daher nur noch eine Frage der Zeit, bis sich der Kuhreiher bei uns ansiedelt", sagte Florian Billinger von Birdlife Österreich.

Drohnenaufnahme des Brutgebiets im Umweltschutzgebiet Unterer Inn.
Foto: Bayerisches Landesamt für Umwelt/Maximilian Mitterbacher

Biotop durch Kraftwerksbau

Der Untere Inn ist als Brutgebiet für den Kuhreiher attraktiv, weil er sich einerseits als Koloniebrüter gern langjährig erfolgreichen, artgemischten Reiherkolonien anschließt. Solche sind dort zu finden. Darüber hinaus gilt das Gebiet durch den Kraftwerksbau im Jahr 1966 und das damit einhergehende jahrzehntelange Betretungsverbot als weitgehend störungsfrei. Außerdem ist die Gefahr einer Austrocknung aufgrund der Rückstauräume mit den vielen großflächigen Flachwasserbereichen gering.

"Der Untere Inn stellt österreichweit eine der wichtigsten Brut-, Rast- und Überwinterungsstätten für viele Vögel dar", sagte Billinger. Die Kuhreiher wurden erstmals Anfang Juni beobachtet, ab Mitte Juni wurde gebalzt, Nistmaterial gesammelt, und Nester wurden gebaut. Ende Juni stand fest: Hier entsteht Österreichs erster Brutstandort dieser Vögel. Inzwischen werden zumindest vier Nester bebrütet. (red, APA, 8.7.2022)