Künstlerin Hito Steyerl war eine der wenigen prominenten Künstlerinnen auf der Documenta fifteen.

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Kassel – Die Documenta in Kassel wird vom nächsten Eklat erschüttert: Zwei wichtige Akteure ziehen sich zurück. Am Freitag gab zunächst der Leiter der Bildungsstätte Anne Frank, Meron Mendel, bekannt, er stehe der wegen antisemitischer Darstellungen heftig kritisierten Schau nicht länger beratend zur Seite. Später erklärte die deutsche Künstlerin Hito Steyerl ihren Rückzug von der Ausstellung.

Mit ihr zieht eine der international wichtigsten Künstlerinnen ihre Arbeiten von der Documenta ab. Die 56-Jährige begründete ihren Schritt mit dem Rückzug Mendels von seiner Beratertätigkeit.

Sie habe kein Vertrauen in die Fähigkeit der Documenta-Verantwortlichen, Komplexität zu vermitteln und zu übersetzen. "Dies bezieht sich auf die wiederholte Weigerung, eine nachhaltige und strukturell verankerte inklusive Debatte rund um die Ausstellung zu ermöglichen, sowie auf die faktische Weigerung, Vermittlung zu akzeptieren."

Im Spiegel wird Mendel mit den Worten zitiert: "Es gibt auf der Documenta jede Menge Gutes, aber bei der Auseinandersetzung mit dem aktuellen Antisemitismus-Skandal vermisse ich den ernsthaften Willen, die Vorgänge aufzuarbeiten und in einen ehrlichen Dialog zu treten."

Die Leitung der Documenta bezeichnete die Entscheidungen Mendels und Steyerls als überraschend und erklärte, sie zu respektieren. Der Weg der Aufarbeitung werde weiter fortgesetzt. (dpa, 11.7.2022)