Städtetrips haben Reisenden aus Österreich in der Pandemie bisher fast so sehr gefehlt wie das Meer. Das geht aus einer aktuellen Studie des Meinungsforschungsinstituts Ipsos hervor, die Städtetrips in der Beliebtheit gleich hinter dem Badeurlaub auf Platz zwei sieht. Ein Viertel der Befragten gibt darin an, heuer noch eine Reise in eine Stadt unternehmen zu wollen. Das trifft sich schlecht.

Nicht nur scheinen die Zugverbindungen in Europa fast ausgeschöpft und viele Flüge von Streichungen bedroht, die Teuerung macht sich gerade auch im urbanen Bereich bemerkbar. Ein Indikator dafür, wie teuer der Aufenthalt sein wird, kann die aktuelle Mercer Studie zu den internationalen Lebenshaltungskosten sein. Gerade ist wieder die Liste der teuersten Städte der Welt erschienen, und es gibt durchaus Überraschungen.

227 untersuchte Städte

Das diesjährige Ranking umfasst 227 Städte auf fünf Kontinenten und misst die vergleichbaren Kosten für einen internationalen Waren- und Dienstleistungskorb mit mehr als 200 Positionen an jedem Standort, darunter auch Transport, Lebensmittel und Unterhaltung. Die gute Nachricht: Miet- und Eigentumspreise für Wohnungen machen überall einen großen Anteil aus, der Reisende gar nicht betrifft. Die noch bessere Nachricht: In all diesen Städte gibt Dinge zu erleben, die gar nichts kosten. Wir haben einen Überblick für die zehn teuersten Städte der Welt zusammengestellt:

Platz 10: Peking

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Auf Platz 10 der "Mercer 2022 Cost-of-Living-Studie" findet sich Peking. Die hohen Preise in der Stadt sollten Reisenden aber derzeit keine Kummerfalten bescheren, weil man wegen der Zero-Covid-Politik Chinas eh kaum einreisen darf. Wer es dennoch schafft, muss zumindest ein zehntägige Quarantäne einplanen. Das ist schade, denn viele tolle Sehenswürdigkeiten in der chinesischen Hauptstadt sind kostenlos. Darunter auch das größte Museumsgebäude der Welt, das chinesische Nationalmuseum. Die Sammlung von mehr als einer Million Objekten gibt einen wirklich umfassenden Einblick in die Kulturen des Landes, 2019 war es nach dem Louvre das meistbesuchte Museum der Welt.

Platz 9: Tokio

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Noch eine Spur teurer als die chinesische Hauptstadt ist die japanische – und sie ist auch für Touristen wieder zugänglich. Seit 1. Juni müssen Reisende aus Österreich unabhängig vom Impfstatus keinen Corona-Test bei der Ankunft am Flughafen mehr machen und sich auch nicht mehr in Quarantäne begeben. Ein PCR-Test 72 Stunden vor Abflug ist allerdings weiterhin notwendig, in der Stadt werden fast überall Masken getragen. Die Beantragung eines touristischen Visums ist nötig. In Tokio lohnen vor allem die vielen kostenlosen Aussichtsplattformen in Wolkenkratzern einen Besuch. Die beiden Türme des Tokyo Metropolitan Government Building besitzen jeweils eine Plattform im 45. Stockwerk auf einer Höhe von 202 Metern. Mit etwas Glück ist an einem klaren Tag der Berg Fuji zu sehen.

Platz 8: Singapur

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Eine Mahlzeit in einem günstigen Lokal in Singapur kostet aktuell durchschnittlich € 8,40, ein regionales Bier € 7,30 und ein Hotelzimmer € 94. Gar nicht so schlimm, wird sich sagen, wer es als Kurzzeitbesucher quarantänefrei im Rahmen des Vaccinated Travel Framework (VTF) ins Land geschafft hat. Reisende müssen dafür aber vollständig gegen Corona geimpft sein. In Singapur sind zwei der aufregendsten Orte völlig kostenlos zu besuchen. Einmal ist da der Botanische Garten, der zu den interessantesten weltweit gehört, und dann die berühmte Marina Bay. Mit Ausnahme der kostenpflichtigen Aussichtsplattform im Marina Bay Sands Hotel ist das restliche Haus auch für Nichthotelgäste ohne Konsumationspflicht zugänglich, das gesamte Viertel rundherum fasziniert durch seine moderne Architektur.

Platz 7: New York City

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Vor der Einreise in die USA ist der Fluglinie ein Nachweis über die vollständige Impfung gegen Corona vorzulegen, zudem müssen für das Contact-Tracing Kontaktdaten bekannt gegeben werden. Danach müssen Reisende in New York und anderswo in den Vereinigten Staaten aber kaum mit Einschränkung rechnen. Die Hotelpreise in Manhattan und leider auch in den dezentraleren Bezirken könnten aber mittlerweile auf viele Europäer abschreckend wirken. Selbst ein Zimmer im Budgethotel kostet pro Nacht je nach Saison zwischen € 400 und € 600. Aktuell kommt der schlechte Euro-Kurs hinzu, der nach 20 Jahren wieder eine Parität zum Dollar brachte. Dafür sind viele ikonische Plätze oder Gebäude in NYC ohne Eintritt zu sehen: etwa die Brooklyn Bridge samt Park, der Times Square, der Central Park, und sogar die Freiheitsstatue gibt's kostenlos mit der Staten Island Fähre zu sehen.

Platz 6: Tel Aviv

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Die "teuerste Stadt der Welt" wird wie die "lebenswerteste" nicht von einer Studie allein gekürt. So sieht der Economist Tel Aviv im Gegensatz zu Mercer nicht auf dem sechsten, sondern auf dem ersten, sprich: teuersten Platz. So oder so: Wer in einem durchschnittlichen Strandcafé zu Mittag essen geht, bezahlt beim aktuellen Wechselkurs für ein Hauptgericht mit Wasser und Kaffee gut und gerne 40 Euro. Einmal davon abgesehen, dass Spaziergänge durch den Bauhaus-Stadtteil und die Altstadt von Jaffa sowie ein paar höchst entspannte Tage am herrlichen Strand von Tel Aviv nichts kosten, ist auch der Besuch des Ben-Gurion-Museums gratis. Hier lebte der erste Premierminister Israels, man erfährt hier viel über das Land. Die Einreise ist seit 21. Mai übrigens wieder relativ unkompliziert.

Platz 5: Bern

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Auf den nächsten vier Plätzen langweilt die Mercer-Studie mit einem bekannten Klischee: Die Schweiz ist teuer. Das stimmt in Bern ebenso wie in Basel, Genf und ganz besonders in Zürich. Hinzu kommt aktuell ein Euro-Wechselkurs zum Franken, der ebenso ungünstig ausfällt wie jener zum Dollar (fast 1:1). Eine einfach Mahlzeit ist selten unter € 25 zu bekommen. Die Dinge, die man in der Schweizer Hauptstadt kostenlos unternehmen kann, sind aber beachtlich. So verlangen etwa sämtliche Berner Freibäder keinen Eintritt, ein großer Teil des Zoos kann gratis beucht werden, und der toll gemachte Spielpark Gurten ist auch frei zu benutzen.

Platz 4: Basel

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Corona ist vorerst auch in der Schweiz abgeschafft, man kann wieder ohne Einschränkungen einreisen. Verbringt man ein paar Tage in Basel, kann man die kostenlosen Stadtführung zu Fuß in Anspruch nehmen. Studierende haben die Free Walking Tours Basel gegründet, um Gäste auf einen Rundgang durch die Altstadt des Kleinbasel mitzunehmen. Ein Fokus der ehrenamtlichen Tätigkeit liegt auf Orten der Kunst und des jüdischen Lebens.

Platz 3: Genf

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Ein etwas älterer internationaler Städtevergleich hat einmal ergeben: In keiner Stadt rund um den Globus ist ein klassisches Clubsandwich teurer als in Genf. Die meisten Besucher werden sich auch erschreckt darüber zeigen, dass Selbiges für eine simple Pizza-Schnitte oder einen Burger gilt. Am Genfersee ist das Selbstbedienungsrestaurant auf dem Quai du Mont-Blanc deshalb ein guter Tipp. Es gehört zum Seebad Bains des Pâquis und bietet gutes Essen zu vernünftigen Preisen. Der Eintritt zu den permanenten Sammlungen der städtischen Museen von Genf ist immerhin sogar kostenlos.

Platz 2: Zürich

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Zürich, die zweitteuerste Stadt der Welt, weiß wohl selbst um ihre Unbezahlbarkeit. Deshalb gibt sie gemeinsam mit der Caritas Zürich und den sozialen Diensten der Stadt das Online-Magazin "Zürich unbezahlbar" heraus. Die darin enthaltenen Gratisangebote können sich sehen lassen: Von der Führung durchs Max-Frisch-Archiv über dreizehn frei benutzbare städtische Planschbecken bis hin zu tollen Events der lokalen Kulturszene dürfte wohl für die allermeisten Besucher etwas dabei sein.

Platz 1: Hongkong

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Auch den abrupten Preisanstieg in der teuersten Stadt der Welt müssen derzeit wohl nur wenige Reisende fürchten. Für Hongkong gelten zwar andere Einreiseregeln wie für den Rest von China, aber mühsam ist das Hinkommen und Bleiben noch immer: Eine zumindest 7-tägige Quarantäne in einem designierten Quarantänehotel ist ebenso verpflichtend wie bereits vor dem Check-in am Flughafen ein PCR-Test, der nicht älter als 48 Stunden sein darf. Nach der Landung ist eine Hotelreservierung auf Englisch oder Chinesisch ab dem Tag der Ankunft vorzuweisen. Hat man es einmal dorthin geschafft, gibt es allerdings viel ohne Kosten zu entdecken, darunter fast alle Tempelanlangen der Stadt, viele Gebäude der kolonialen und chinesischen Geschichte, die vielen Straßenmärkte und Parks sowie etliche Museen, die mittwochs keinen Eintritt verlangen.

Platz 21: Wien

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Und zu guter Letzt noch ein erschreckender Vergleich: Auch Wien hat in dem Ranking ordentlich aufgeholt und liegt nun bereits auf dem 21. Platz. Zum Gegencheck: Das eigentlich als teuer geltende Oslo belegt nur Platz 27 und die Schickeria-Hauptstadt München sogar nur den 33. Rang. Aber Wien wäre nicht nach nur kurzer Unterbrechung wieder die Stadt mit der höchsten Lebensqualität, wenn es dort nicht auch viele kostenlose Dinge zu tun gäbe. Die Stadtverwaltung listet das, was über herrliche Gratisbadeplätze an der Donau hinausgeht: etwa Veranstaltungen und Museen. (Sascha Aumüller, 15.7.2022)