So ruhig ist es selten an der Oberen Adria – auch ohne Massenschlägereien.

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Als die Carabinieri Sonntag im Morgengrauen am Ort des Geschehens eintrafen, fanden sie nur noch den Schwerverletzten, der bewusstlos in der Nähe der Meerespromenade von Lignano auf der Straße lag, sowie einige seiner Freunde, die ihm zu helfen versuchten. Beim Verletzten handelt es sich laut den Behörden um einen 20-jährigen Italiener albanischer Abstammung. Er wurde per Hubschrauber mit einem schweren Schädeltrauma in ein Krankenhaus in Udine gebracht, wo er auf der Intensivstation behandelt wird.

Die übrigen Teilnehmer der Massenschlägerei hatten sich bereits aus dem Staub gemacht. Laut italienischen Medienberichten waren sich um etwa fünf Uhr in der Früh vor einer bereits geschlossenen Diskothek im Ortsteil Lignano Pineta rund 70 vorwiegend jugendliche Personen in die Haare geraten, die mit Fäusten, improvisierten Schlagstöcken und abgebrochenen Flaschenhälsen aufeinander losgingen. Es scheint, dass sehr viel Alkohol im Spiel war. Die Polizei sichtet nun Aufnahmen der Video-Überwachungskameras und vernimmt Augenzeugen. Der Anlass der Schlägerei ist noch unklar.

Hotspot am Wochenende

Lignano liegt an der Lagune von Prato in der Region Friaul-Julisch-Venetien und ist ein vor allem bei österreichischen und deutschen Touristen beliebter Badeort mit langen Sandstränden. Ob auch österreichische Badegäste an der Rauferei beteiligt waren, war am Sonntag nicht in Erfahrung zu bringen. Bürgermeisterin Laura Giorgi erklärte gegenüber dem staatlichen Sender Rai 3, dass vor allem an den Wochenenden Gruppen junger Männer mit Migrationshintergrund aus dem Inneren des Landes ans Meer kämen und Probleme machten. Mittwoch wolle man sich mit den Sicherheitskräften besprechen, "ob und welche Konsequenzen es geben wird", sagte Giorgi.

Ausschreitungen und Schlägereien unter Jugendlichen machen seit Wochen Schlagzeilen in Italien, wobei die Vorfälle von Lignano noch verhältnismäßig glimpflich waren. Bereits am 2. Juni, dem Tag der Republik, war im Badeort Peschiera del Garda eine in den Social Media angekündigte "Afrika-Party" in Alkoholexzessen, Tumulten und der sexuellen Belästigung junger Frauen geendet. Verantwortlich für die Vorfälle waren laut den Behörden sogenannte "Baby-Gangs" – im Fall von Peschiera del Garda Gruppen von jungen Männern vor allem marokkanischer Abstammung. Gegen rund 30 von ihnen wurde inzwischen Anzeige erstattet.

Die gleiche Gruppe, die die "Afrika-Party" am Gardasee organisiert hatte, kündigte danach einen ähnlichen Flashmob im Adria-Badeort Riccione an: "Peschiera war nur der Vorgeschmack, wir sehen uns in Riccione", drohte die Gruppe auf Tiktok. In Riccione blieb es dann aber ruhig – dafür verhängte Jesolo nach allwöchentlichen Gewaltakten am Samstag ein über den ganzen Sommer dauerndes nächtliches Verbot von Alkoholkonsum im öffentlichen Raum abseits von Lokalen, um Ausschreitungen und Schlägereien einzudämmen. (Dominik Straub aus Rom, 11.7.2022)