Der jährliche Abverkaufsevent steht zwar im Verruf, auch viel "Ramsch" ins Rampenlicht zu rücken, erfreut sich aber trotzdem großer Beliebtheit.

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Hand aufs Herz: Dieser Herbst wird wahrscheinlich nicht leicht. Die Regierung gibt sich noch betont zurückhaltend, was deutliche Ansagen betrifft, doch die in den letzten Monaten gestiegenen Energiepreise und die Inflation machen sich auch so bemerkbar – insbesondere bei Haushalten mit niedrigerem Einkommen. Weitere Knappheit, speziell in Sachen Gas, droht die Situation zu verschärfen.

In diesem Umfeld hat der Online-Handelsriese Amazon seinen alljährlichen "Prime Day" gestartet. Tagelang lockt man mit allerlei Sonderangeboten, die die Kunden dazu verlocken sollen, noch einmal Geld auszugeben, bevor der Gürtel vielleicht noch enger geschnallt wird. Begleitet wird die Aktion – man möchte leider fast sagen: traditionell – von Protesten der deutschen Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, die seit Jahren darum kämpft, dass die Mitarbeiter in den Verteilzentren einem Kollektivvertrag unterstellt werden. Die drohenden Unsicherheiten sind ein weiteres Argument im Repertoire der Vertretung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitern.

Das ist freilich nicht der einzige Kritikpunkt, der in Bezug auf Amazon auftaucht und immer wieder auch mediale Beachtung findet. Sauer aufstoßen könnte es manchen Händlern und Marktbeobachtern auch, dass im Rahmen der Aktion die zahlreichen Eigenmarken des Unternehmens sehr prominent platziert werden. Das betrifft nicht nur das bekannte Tech-Sortiment rund um Kindle, Fire, Alexa und Eero, sondern auch Produkte vieler anderer Kategorien. Erst kürzlich einigte sich Amazon zur Vermeidung einer Kartellstrafe mit der EU-Kommission auf verschiedene Maßnahmen, die es Drittanbietern ermöglichen sollen, ihr Angebot sichtbarer zu machen.

Bei der Platzierung der eigenen Services, Marken und Produkte geht Amazon am Prime Day nicht unbedingt subtil vor.
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Photovoltaik in Kleinform

Ungeachtet dessen erfreuen sich die Sonderangebotstage im weltgrößten Onlineshop großer Beliebtheit, auch wenn die Rabatte jenen Kunden vorbehalten sind, die ein Prime-Abo abgeschlossen haben. Ein Hindernis, das sich für Spontanbesteller mit dem kostenlosen, 30-tägigen Probezeitraum immerhin umgehen lässt. Wer im Hinblick auf das restliche Jahr Absicherungen treffen möchte, kann zumindest einen Blick riskieren.

Schon seit dem Frühjahr etwa steigt die Nachfrage nach Photovoltaik. Sich eine komplette Anlage für das Hausdach nicht bei einem Fachbetrieb zu bestellen, wäre eher unratsam. Im Technik- und Heimwerkersortiment nach Komponenten zum Schnäppchenpreis zu suchen könnte sich hingegen auszahlen.

Als Alternative für jene, denen das Geld für eine Dachanlage oder schlichtweg ein passendes Dach fehlt, könnten sich mobile Kleinanlagen und sogenannte "Balkonkraftwerke" anbieten. Im Bereich von ein paar hundert Euro bis in die niedrige Vierstelligkeit finden sich hier Kombinationen aus Batterien und kleinformatigen Paneelen, deren (theoretische) maximale Leistungsausbeute in der Regel zwischen 150 und 800 Watt angesiedelt ist. Je nachdem, welches Budget man einsetzen möchte und welche Stückl’n das Kombimodul aus Steuereinheit und Akku spielen soll, findet man hier ein reichhaltiges Angebot, von dem manche Artikel es vielleicht ins Prime-Day-Aufgebot schaffen.

So ließe sich die Energierechnung senken, in dem man zumindest einen Teil des eigenen Verbrauchs selber abdeckt. Mehr noch, wenn man überschüssigen Strom einspeist, wenn Wohnung oder Haus gerade verwaist sind – vorausgesetzt, der Stromanbieter bietet das an.

Infrarot statt Gasheizung

Ausschau halten kann man auch nach Alternativen zu Gasheizungen, insbesondere, wenn Alternativen wie Fernwärme oder Wärmepumpen nicht infrage kommen. Eine Situation, die beispielsweise auf viele Mieter in Zinshäusern zutreffen dürfte, die hier auf Mitwirkung ihrer Vermieter und der Eigentümergemeinschaft des Gebäudes angewiesen sind.

Ein gangbarer Weg wäre hier die Installation von Infrarotheizpaneelen als Gesamtlösung oder für einzelne Räume. Diesen Paneelen wird eine angenehme Wärme nachgesagt, sie sind darüber hinaus auch leise, wartungsarm und in Metallausführung vergleichsweise erschwinglich. Je nach Wohnungsgröße reicht der Investitionsaufwand von einigen hundert Euros bis in den niedrigen vierstelligen Bereich für Paneele aus deutscher Herstellung mit Garantiezeiten von fünf Jahren oder mehr, die auch im rabattierten Sortiment landen könnten. Einen speziellen Anschluss benötigen diese nicht, sie werden einfach mitsamt einem passenden Thermostat an die Steckdose angehängt. Auch eine Wandmontage ist oft nicht erforderlich, denn es gibt auch Modelle mit integrierten oder optional zukaufbaren Standfüßen.

Wie viel Leistung benötigt wird, hängt im Wesentlichen von zwei Kriterien ab: dem Volumen des zu erwärmenden Raums und der Beschaffenheit bzw. den Dämmqualitäten der Wände. Ein grobe Übersicht findet sich etwa auf der Seite "Infrarot Arena". Wer sich unsicher ist, sollte Fachleute des Vertrauens hinzuziehen und auch anhand des eigenen Strom- und Gastarifs einen Kostenvergleich auf Basis des Verbrauchs im vergangenen Winter überschlagsmäßig ausrechnen. Recherche empfiehlt sich auch, was die Paneele betrifft, wobei man sich nicht allein auf die Kundenbewertungen auf der Produktseite verlassen sollte.

Dazu sei gesagt, dass auch das Heizen mit Strom teurer wird, dessen Preisentwicklung nicht ganz unabhängig von jener des Erdgases erfolgt. Man geht also auch eine Wette darauf ein, dass der Strompreis im Verhältnis zu Gas weniger stark steigt. Zumindest im bisherigen Jahresverlauf war dies der Fall. Bei der Österreichischen Energieagentur sieht man für August 2022 eine Strompreissteigerung von 247 Prozent im Vergleich zum Vorjahreswert, bei Gas hingegen um 311,3 Prozent. Dies bezieht sich allerdings nicht auf Endkundenpreise, sondern die Notierungen bei der Europäischen Energiebörse EEX. Eine Unbekannte sind auch ausstehende Maßnahmen der Politik, wo etwa verschiedene Varianten einer Preisdeckelung ebenso im Gespräch sind wie Einmalzahlungen und Transfers an besonders betroffene Haushalte.

Rabatt-Gegencheck

Die Liste ließe sich natürlich fortsetzen, die Botschaft ist allerdings: Wer einen Einkauf bei Amazon mit sich vereinbaren kann und solcherlei Vorbereitungen für den Herbst ohnehin geplant hat, sollte einen Blick riskieren. Weil ausgewiesene Schnäppchen aber nicht unbedingt welche sind – zumal die angezeigte Ermäßigung üblicherweise den Preisvorschlag des Herstellers zur Basis hat –, darf man nicht auf den Gegencheck beim Onlineshop des Herstellers (wenn vorhanden) oder via Preisvergleichsportalen wie Geizhals oder Idealo bei anderen Händlern vergessen, zumal auch diese immer wieder eigene Rabattaktionen lancieren.

Es muss auch nicht immer Neuware sein. Wer mit kürzeren Garantiezeiten zufrieden ist, kann auch in und außerhalb des Amazon-Angebots gezielt nach sogenannter "B-Ware" suchen. Wer sich auf Second-Hand-Produkte einlassen mag, kann sein Glück hingegen bei Plattformen wie Willhaben und Ebay versuchen. (gpi, 12.7.2022)