Die Mehrheit der befragten Investoren hält ein weiteres Einknicken des Bitcoin-Kurses für wahrscheinlicher als eine Erholung.

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Wer gehofft hat, sich mit einem Investment in Bitcoin gegen wirtschaftliche Turbulenzen und Schwankungen von Fiatgeld absichern zu können, ist in den letzten Monaten enttäuscht worden. Kurz nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine hielt sich der Bitcoin zwar noch stabil und stieg zwischenzeitlich sogar leicht, wurde dann aber von den Unsicherheiten und Folgen des Krieges ebenfalls nach unten gezogen. Von über 47.000 Dollar Ende März hat sich der Kurs mittlerweile auf rund 20.000 Dollar halbiert. Problematische Entwicklungen innerhalb der Kryptowelt – Stichwort: Terra-Crash – taten ihr Übriges.

Womit sich nun auch die Frage stellt: Wie geht es unmittelbar weiter? Geht man nach Investoren an der Wall Street, dann ist ein weiterer Absturz wahrscheinlicher als eine Erholung. 60 Prozent gaben in der neuesten MLIV-Pulse-Umfrage von Bloomberg an, dass sie eher mit einem Kursverfall auf 10.000 Dollar rechnen denn mit einer Erholung auf 30.000 Dollar.

"Inhärente Angst im Markt"

Beim Umgang mit Kryptoinvestments an sich zeigten sich Kleinanleger etwas skeptischer als institutionelle Investoren. 51 Prozent der privaten Anleger gaben an, Kryptoassets generell für "Müll" zu halten oder zumindest "skeptisch" zu sein und keine solchen Assets zu halten. 22 Prozent verfügten trotz Skepsis über Assets. 23 Prozent sehen Kryptos als "die Zukunft", vier Prozent sehen sich gar als "Bitcoin-Maximalisten". Bei Profianlegern gaben 23 Prozent ein, trotz Skepsis über Assets zu verfügen, 26 Prozent rechnen mit einer Kryptozukunft. Als Bitcoin-Maximalisten sehen sich jedoch nur zwei Prozent.

Jared Madfes vom Venture Capital-Unternehmen Tribe ist der Ansicht, dass die Ergebnisse auf eine "inhärente Angst im Markt" hinweisen, die aber nicht nur mit den Kryptoturbulenzen, sondern mit der Weltsituation insgesamt zusammenhängen. Die Entwicklung dürfte den politischen Druck auf Staaten zur Schaffung von Kontrollinstanzen und Regulierungen verstärken.

Eine grundsätzliche Umkrempelung der Kryptowelt erwarten die Umfrageteilnehmer allerdings nicht. Weder die Kurseinbrüche noch mögliche Herausforderungen durch von Zentralbanken lancierte Kryptowährungen werden ihrer Ansicht nach die Führungsrolle von Bitcoin und Ether gefährden. Die Mehrheit ist der Ansicht, dass zumindest eine der beiden auch in fünf Jahren immer noch die Triebfeder des Marktes sein wird.

NFTs am Anleger-Abstellgleis

Nach einem kurzen Hype, parallel zu einer starken Entwicklung von Kryptowährungen, sieht es mittlerweile schlecht für NFTs aus, zumindest wenn es um Investment geht. Nur neun Prozent der Teilnehmer betrachten sie als chancenreiche Anlageobjekte. Von den meisten werden sie mehr als Kunstprojekte und Statussymbole wahrgenommen.

Den nächsten Finanz-Hype wittern viele auch nicht in diesem Tech-Umfeld. Es wird kein Comeback für NFTs erwartet, aber auch die Entwicklungen rund um eine neue Generation des Internets bzw. Schaffung eines Metaverse unter dem Überbegriff "web3" holen die Investoren ebenso wenig hinter dem Ofen hervor wie andere Blockchain-basierte Entwicklungen. (red, 13.7.22)