An der Uno-Friedensmission Minusma sind auch das österreichische Bundesheer und die deutsche Bundeswehr beteiligt.

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Bamako/Berlin – Die Militärregierung im westafrikanischen Krisenstaat Mali hat die Wachmannschaft eines Camps der Uno-Truppe Minusma auf dem Flughafen von Bamako festnehmen lassen. Die Männer aus der benachbarten Elfenbeinküste seien als Austauschkontingent für eine andere Einheit nach Mali geflogen, wie der Deutschen Presse-Agentur (dpa) am Mittwoch in Berlin aus Militärkreisen erklärt wurde. Der Fall werde untersucht und sei bisher ohne Beispiel bei dem Einsatz.

Die deutsche Verteidigungsministerin Christine Lambrecht kritisierte die Festnahme scharf. "Das Verhalten der malischen Machthaber ist ein sehr problematisches Signal. Hier sind – leider erneut – erhebliche Zweifel angebracht, ob Mali überhaupt noch ein Interesse an einer konstruktiven Zusammenarbeit im Rahmen von Minusma hat", sagte Lambrecht am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "Ich rufe die malischen Verantwortlichen auf, die ivorischen Soldaten umgehend freizulassen."

UN-Soldaten seien "illegal eingedrungen"

Am Vortag hatte die Regierung in Bamako erklärt, sie habe 49 Soldaten aus dem Nachbarland als "Söldner" festgenommen. Sie seien am Sonntag mit Waffen, Munition und militärischer Ausrüstung ohne Erlaubnis in der Hauptstadt Bamako gelandet. Die Soldaten seien "illegal in das Staatsgebiet von Mali eingedrungen". Nach Darstellung von Malis Militärregierung ist ein Putschversuch geplant gewesen.

Mali mit seinen rund 20 Millionen Einwohnern hat seit 2012 drei Militärputsche erlebt und gilt als politisch äußerst instabil. Seit dem bisher letzten Putsch im vergangenen Mai wird das Land von einer militärischen Übergangsregierung geführt, die wegen enger Beziehungen zu Russland kritisiert wird. Die Militärjunta hat Wahlen bis Ende März 2024 versprochen. Dem Krisenstaat machen seit Jahren islamistische Terrorgruppen zu schaffen.

Österreichisches Bundesheer an Minusma beteiligt

Die deutsche Bundeswehr ist in Mali weiterhin an der Uno-Friedensmission Minusma beteiligt. Auch das österreichische Bundesheer ist an Minusma und der stark reduzierten europäischen Ausbildungsmission EUTM beteiligt. Der Großteil der Österreicher hat Mali Ende Juni verlassen. Rund 25 Bundesheer-Angehörige befinden sich noch im Land.

Der ivorische Sicherheitsrat in Abidjan widersprach am Dienstagabend in einer Mitteilung der Darstellung Bamakos, dass die festgenommenen Soldaten unangekündigt und bewaffnet eingereist seien. Vielmehr seien die Soldaten, wie von Minusma angegeben, als Austausch für eine Truppe angemeldet gewesen, die einen Stützpunkt der Uno-Truppe Minusma auf dem Flughafen sichert. Die Männer haben nach dpa-Informationen Verträge mit einer regionalen Fluggesellschaft, die als Dienstleister für die Vereinten Nationen tätig ist.

Regierung verspricht Wahlen 2024

Der malische Übergangspräsident, General Assimi Goïta, der sich vergangenes Jahr an die Macht geputscht hatte, sprach am Dienstagabend nach eigenen Angaben mit Uno-Generalsekretär António Guterres. Er habe nochmals auf die Notwendigkeit hingewiesen, dass die internationale Gemeinschaft die Souveränität Malis respektiere, schrieb Goïta auf Twitter.

Die Militärjunta hat Wahlen bis Ende März 2024 versprochen. Sie pflegt enge Kontakte zu Russland und soll Kämpfer der Söldner-Gruppe Wagner angeheuert haben. Die ehemalige Kolonialmacht Frankreich entschied daraufhin, ihren Anti-Terror-Kampf in Mali zu beenden. Bis voraussichtlich Ende August sollen die französischen Kampftruppen vollständig abgezogen sein.

In der Sahelzone, die sich südlich der Sahara vom Atlantik bis zum Roten Meer erstreckt, sind etliche bewaffnete Gruppen aktiv. Einige haben den Terrorgruppen "Islamischer Staat" (IS) und Al-Kaida Treue geschworen. (APA, 13.7.2022)