Auch die USA spüren die steigenden Preise für Energie und Lebensmittel.

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Die Inflation in den USA zieht weiter an und klettert auf den höchsten Stand seit November 1981. Die Teuerungsrate für Waren und Dienstleistungen stieg im Juni überraschend deutlich auf 9,1 von 8,6 Prozent im Mai, wie das Arbeitsministerium am Mittwoch in Washington mitteilte. Von Reuters befragte Experten hatten nur mit 8,8 Prozent gerechnet. Materialengpässe und erhöhte Energiekosten auch infolge des Ukraine-Krieges sorgen für kräftigen Preisdruck in den USA.

"Es ist weiterhin viel zu viel Druck in der Inflationspipeline", sagte Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. "Somit bleibt das Risiko hoch, dass dies nicht der letzte Gipfel in diesem Jahr war", meinte er.

Biden: "Unzumutbar hoch"

In einer Mitteilung des Weißen Hauses bezeichnete US-Präsident Joe Biden die Rate am Mittwoch als "unzumutbar hoch", aber auch veraltet. Der Energiepreis mache fast die Hälfte des monatlichen Inflationsanstieges aus. Die neuen Daten spiegelten noch nicht die vollen Auswirkungen der sinkenden Gaspreise wider.

Biden sagte, die Bekämpfung der Inflation habe weiterhin "oberste Priorität". Er wolle sich weiter dafür einsetzen, die Preise von Gas und Öl zu senken – etwa durch die Erhöhung der Produktion im Inland. Zudem wolle er mit einem neuen Gesetz die Kosten für alltägliche Ausgaben der Amerikaner reduzieren.

Druck auf US-Notenbank

Der deutsche Aktienindex Dax weitete seine Verluste nach den Inflationsdaten aus, und der Euro verlor zum Dollar. Der Kurs fiel erstmals seit Dezember 2002 unter einen Dollar und stand bei 0,9999 Dollar. Damit bleibe der Druck auf die US-Notenbank hoch, die Zinsen kräftig zu erhöhen, sagte Helaba-Experte Ralf Umlauf. "Es dürfte kaum ein Zweifel daran bestehen, dass die Leitzinsen noch in diesem Monat um 0,75 Prozentpunkte erhöht werden und weitere Schritte im Verlauf des zweiten Halbjahres zu erwarten sind."

Angesichts des starken Jobmarkts und der zugleich hohen Inflation hat die US-Notenbank Fed die Leitzinsen zuletzt so kräftig angehoben wie seit 1994 nicht mehr. Sie beschloss eine Erhöhung um 0,75 Prozentpunkte auf die Spanne von 1,50 bis 1,75 Prozent. Für die Sitzung Ende Juli fassen die Währungshüter eine weitere Anhebung um 0,5 oder 0,75 Prozentpunkte ins Auge. (APA, 13.7.2022)