Die Demonstranten kündigten an, sich aus den Amtsgebäuden zurückziehen zu wollen.

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Colombo – Sri Lankas geflüchteter Präsident Gotabaya Rajapaksa hat mit einem Tag Verspätung ein Schreiben mit seinem Rücktritt gemailt. Offiziell verkündet werde dieser aber erst, wenn das Originalschreiben eintreffe, sagte ein Sprecher des Büro von Parlamentspräsident Mahinda Yapa Abeywardena am Donnerstag in Colombo. Dieses soll nun so schnell wie möglich aus Singapur eingeflogen werden.

In der Hauptstadt Colombo kündigten Demonstranten die Rückgabe des von ihnen besetzten Präsidentenpalasts und anderer Gebäude in der Hauptstadt Colombo an. "Wir ziehen uns mit sofortiger Wirkung friedlich aus dem Präsidentenpalast, dem Präsidentenbüro und dem Amtssitz des Regierungschefs zurück, werden unseren Kampf aber fortsetzen", sagte eine Sprecherin der Protestbewegung.

DER STANDARD

Rajapaksa auf dem Weg nach Saudi-Arabien

Wie die Nachrichtenagentur AP unter Berufung auf Behörden der Malediven berichtet, wird der – noch formell im Amt befindliche – Präsident Rajapaksa über Singapur nach Saudi-Arabien reisen.

Ungeachtet des Rückzugs aus den besetzten Gebäuden wird es in der Nacht von Donnerstag auf Freitag erneut Ausgangssperren im Regierungsviertel in der Hauptstadt Colombo geben. Das gab die Regierung bekannt. Soldaten seien zudem befehligt worden, angemessene Gewalt einzusetzen, sofern Eigentum oder Menschenleben bedroht würden, hieß es seitens der Armee.

Bei Protesten in der Nacht auf Donnerstag wurden nach Polizeiangaben 42 Menschen verletzt. Protestierende hätten es geschafft, ein Gewehr und Munition zu erbeuten, hieß es.

Gespräche über die Zukunft

Am Donnerstag soll der Parlamentspräsident Vertreter der Opposition und der Regierungspartei treffen, um über die politische Zukunft und die Ernennung eines neuen Premierminister zu sprechen. Der gegenwärtige Premier und geschäftsführende Präsident Wickremesinghe bot an, von seinem Amt als Premier zurückzutreten. Die Abgeordneten des Parlaments sollen zudem am 20. Juli einen neuen Staatschef wählen.

Sri Lanka steckt in einer schweren Wirtschaftskrise. Den 22 Millionen Einwohnern mangelt es an Lebensmitteln, Treibstoff und Medikamenten. Grund ist unter anderem eine starke Abwertung der Landeswährung, wodurch Importe erheblich teurer wurden. Seit Monaten kommt es daher zu regelmäßigen Protesten, zum Teil von Gewalt begleitet. Die Bevölkerung macht Präsident Rajapaksa dafür verantwortlich. Zwar kündigte die Regierung Reformen an, doch dies konnte die Bevölkerung nicht beruhigen. (balm, APA, 14.7.2022)