Beobachten und melden – aber nicht unbedingt schießen. Das ist die Aufgabe der Aufklärer.

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Moderne Aufklärungsmittel: Gefechtsfeldradar "Beagle" links, Mehrschutzfahrzeug "Husar" in der Bolfraskaserne.

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Seit Jahren in Erprobung, aber noch nicht bei den Aufklärern angekommen: Drohne "Tracker".

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Immer noch vorhanden: Mannschaftsunterkunft mit Zehnbettzimmer.

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Mistelbach – Ein paar Dinge sind auch 45 Jahre nach dem Abrüsten in der Bolfraskaserne in der Weinviertler Bezirksstadt Mistelbach unverändert geblieben: Der Steyr-Pinzgauer, seinerzeit eine Neueinführung beim Bundesheer, ist immer noch das wichtigste Aufklärungsfahrzeug. Auf dem Überrollbügel des Pinzgauers ist immer noch die vertraute, seinerzeit mit dem Improvisationstalent der Aufklärungstruppe entwickelte Lafette für das Maschinengewehr angeklemmt.

Immerhin: Die auf der Lafette montierte Waffe ist nicht mehr das seinerzeit gewohnte MG-42 aus Altbeständen der deutschen Wehrmacht, sondern das daraus weiterentwickelte MG-74. Und das Sturmgewehr ist nicht mehr das StG-58, sondern das StG-77. Die Jahreszahlen stehen für die Ersteinführung im Bundesheer – und sie zeigen, dass sich in diesem Bereich technologisch ähnlich wenig getan hat wie bei den Pinzgauern.

Neue Fahrzeuge für Mannschaftstransport

Wobei es unfair wäre, dem Aufklärungs- und Artilleriebataillon 3 zu unterstellen, in den 1970er-Jahren stehengeblieben zu sein. Im Gegenteil: Neben dem Pinzgauer stehen das von Iveco hergestellte geschützte Mehrzweckfahrzeug "Husar" und das schwerere Allschutzfahrzeug "Dingo" von Krauss-Maffei-Wegmann. Beide mit Panzerung, moderner Elektronik, einem fernbedienbaren Waffensystem und einer Nebelanlage ausgestattet. Aber für Aufklärungsaufgaben nicht ideal – im "Husar" haben zu wenige Soldaten Platz, der "Dingo" ist breit, schwer und verhältnismäßig schwach motorisiert.

Bataillonskommandant Oberst Hans-Peter Hohlweg nennt denn auch einen Ersatz für die Pinzgauer den dringendsten Nachrüstungswunsch. Die Aufgabe des Aufklärers sei ja nicht, selbst ins Gefecht einzugreifen und etwa eine vom Feind in Besitz genommene Brücke für die eigenen Kräfte zu öffnen – die Rolle des Aufklärers liegt vor allem im Beobachten und Melden.

Technische Aufklärungsmittel fehlen

Und da hat es tatsächlich seit den 1970er-Jahren beachtliche Entwicklungen gegeben – die aber in der Bolfraskaserne nur teilweise angekommen sind. Nachtsichtgeräte gab es seinerzeit noch nicht. Auch das Gefechtsfeldradarsystem "Beagle" ist erst 2017 beim Bundesheer eingeführt und den Mistelbachern zugeteilt worden.

"Der moderne Aufklärer ist ein Sensormix, aber der ist bei uns nicht vollständig darstellbar", erklärt Hohlweg die ihm zugeteilten Aufklärungsmittel. Den – aufwendig ausgebildeten – Menschen dürfe man nicht außer Acht lassen; aber man müsse ihm eben auch Drohnen, Bodensensoren und ein weitreichendes Radar an die Hand geben.

Diese drei Komponenten fehlen aber seinem AAB3 – obwohl etwa die Drohnen seit zehn Jahren "in Beschaffung" sind. Die Rede ist bei den Dohnen wiederum von dreierlei Geräten: von Mikrosystemen zum Eigenschutz – vergleichbar jenen Drohnen, die man im Fotohandel kaufen kann – ebenso wie von taktischen Drohnen wie dem "Tracker", die einen Radius von zehn bis 20 Kilometern abdecken können, bis hin zu weitreichenden Systemen für den Einsatz im Rahmen der Brigade.

Ergänzt wird Hohlwegs Wunschliste noch auf der personellen Seite – zwar hat er keine Probleme, Chargen und Unteroffiziere zu rekrutieren, er wünscht sich aber mehr Offiziere, um die Truppe führen zu können.

Immer noch Zehnbettzimmer

Und die bauliche Ausstattung? Nach 45 Jahren noch einmal in die Unterkunft: Ja, es gibt sie noch, die Zehnmann-Zimmer mit Stockbetten und viel zu kleinen Metallspinden. Die Anfang Juli eingerückten Rekruten erklären, dass ihnen das nichts ausmache, sie hätten sich das Bundesheer schlimmer vorgestellt. Abhilfe ist ohnehin in Sicht: Im Nachbargebäude gibt es schon kleinere Zimmer, bequemere Betten, größere Kästen. Also auch ein wenig Fortschritt für die einfachen Soldaten. (Conrad Seidl, 18.7.2022)