Die Abhängigkeit von russischem Erdgas ist in Österreich zuletzt gestiegen, nicht gesunken.

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Mit einer 80-prozentigen Abhängigkeit von russischen Gasimporten zählte Österreich schon vor dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine zu den am stärksten exponierten Ländern Europas. Nach dem 24. Februar ist diese Abhängigkeit sogar noch gestiegen, wie ein Blick in die Außenhandelsstatistik zeigt. Laut den letztzugänglichen Zahlen vom April dieses Jahres, die der Direktor des Neos Lab, Lukas Sustala, analysiert hat, ist der Anteil Russlands an Österreichs Gasimporten auf 87 Prozent gestiegen.

Wertmäßig ist der Anteil von russischem Gas am Gesamtverbrauch in Österreich sogar auf 97 Prozent geklettert. 803 Millionen Euro wurden dafür allein im Monat April von Wien nach Moskau überwiesen, so viel wie noch nie.

Deutschland mit klarem Signal

Anders als Deutschland, wo der Anteil der Russland-Importe von über 55 auf etwa 35 Prozent gesunken ist, habe Österreichs Regierung Gaseinkäufern keine Hilfszusagen gemacht, falls sie in finanzielle Kalamitäten geraten sollten, weil sie zu teuer eingekauft haben. Darin sieht Sustala einen Grund für die so gut wie nicht vorhandene Differenzierung der Gasbezugsquellen.

In den zwölf Monaten bis April bezahlte Österreich in Summe 5,6 Milliarden Euro für Gasimporte aus Russland, in den zwölf Monaten davor weniger als zwei Milliarden. Ein Blick in die Zukunft kündet von noch höheren Ausgaben für russisches Gas als zuletzt. "Wenn man die Future-Märkte betrachtet und so tut, als wären die dortigen Preise die künftigen Spotpreise, kommen wir auf 8,0 bis 8,5 Milliarden Importkosten für russisches Gas auf Jahresbasis," sagt Sustala. "Und das für eine geringere Menge als zuvor."

OMV sicherte sich Transportkapazität

Am Donnerstag gab OMV bekannt, ab Oktober zusätzliche europäische Transportkapazitäten nach Österreich über 40 Terawattstunden, das sind 40 Milliarden Kilowattstunden, gesichert zu haben. Das entspricht fast der Hälfte des österreichischen Jahresbedarfs. Damit werde sich die Abhängigkeit von russischem Gas verringern, hieß es im Büro von Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne). Das Gas muss allerdings erst gefunden und gekauft werden. Die OMV-Speicher seien mittlerweile zu fast 80 Prozent gefüllt. Der Füllstand aller Speicher in Österreich lag am Donnerstag bei knapp 49 Prozent. (Günther Strobl, 15.7.2022)