1993 erschienen und nicht mehr wegzudenken: "Doom".

Foto: id Software

Als John Carmack, John Romero und die restliche Crew von id Software 1993 "Doom" auf den Markt brachten, hatte man vermutlich noch keine Ahnung, welchen Kultstatus das Game erreichen wird. Es gehört zu den Pionieren des Egoshooter-Genres und überzeugte damals mit einer Mischung aus fetziger Action und fetzigem Soundtrack. Kein Wunder, dass die Reihe bis heute überlebt hat.

Auch der Erstling lebt immer noch, obwohl er bald seinen 30. Geburtstag feiert und somit ein echter Oldie der Spielegeschichte ist. Ein Grund dafür ist, dass es zu einer Art sportlichen Herausforderung geworden ist, den Titel nicht nur auf diverse Plattformen zu portieren, sondern auch auf allen denkbaren und undenkbaren Geräten zum Laufen zu bringen. Hier eine kleine Auswahl.

Kodak DC260 Zoom Digitalkamera

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Obwohl "Doom" technisch den State of the Art repräsentierte, landete schon fünf Jahre später eine Digitalkamera auf dem Markt, auf welcher das Game sich zum Laufen bringen ließ. 1998 dachte da freilich noch niemand daran, aber zwei Jahrzehnte (und einige Tricks) später sieht das schon anders aus. Angesichts dessen, dass die Kamera nach heutigen Standards wohl eher mäßig gute Bilder ausspuckt, ist es wohl eine gute Sache, sie als tragbare "Doom"-Konsole weiterzuverwenden.

Siemens S65 Handy

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Anno 2004 waren sogenannte "Brick"-Handys weit verbreitet. Das iPhone und Android-Handys, die die moderne Smartphone-Ära begründeten, waren noch ein paar Jährchen entfernt. Und auf dem Markt tummelten sich auch noch Hersteller, die heute längst nicht mehr relevant sind im Geschäft. Beispielsweise Siemens. Dessen Modell S65 bot eine CPU mit stolzen 104 MHz, etwas mehr als vier MB freien Arbeitsspeicher und ein Display – immerhin in Farbe – mit 132x176 Pixel? Reicht das für "Doom"? Ja, tut es, auch wenn es mit etwas Aufwand verbunden ist. Das S65 steht übrigens als Beispiel für eine Reihe von älteren Handys, auf denen das Spiel zum Laufen gebracht wurde.

GE Vivid S5 Ultraschallgerät

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Eigentlich werden Ultraschallgeräte für Schwangerschaftsuntersuchungen und Gesundheitschecks aller Art verwendet. Doch wo ein Computer drinsteckt, da läuft vermutlich auch "Doom". So auch auf dem Vivid S5 von General Electric. Die Steuerung gestaltet sich zwar etwas schwierig, aber so kommt zumindest etwas Abwechslung in die Ordination.

Elektronischer Schwangerschaftstest

Apropos Schwangerschaftsuntersuchungen: Auch auf einem elektronischen Schwangerschaftstester läuft der Shooter mittlerweile. Allerdings ist hier etwas Schummelei im Spiel. Theoretisch, so der Tüftler unter dem Pseudonym "Foone", wäre der Prozessor in dem Gerät wohl leistungsstark genug. Allerdings lässt sich die voraufgespielte Firmware nicht ersetzen. Also musste er letztlich einen großen Teil der Innereien austauschen und etwa einen eigenen kleinen Prozessor einbauen. Auch wenn die Aussage, dass "Doom" auf dem Tester läuft, damit eigentlich nur so halb stimmt, gebührt diesem Experiment dennoch Anerkennung.

Canon Pixma Drucker

Sasdun

Aus leidlicher Erfahrung können viele Nutzer berichten, dass Drucker wahrlich höllische Geräte sind. Egal ob absurd komplizierte Einrichtung, Inkompatibilitäten mit Linux-Systemen oder freudige Ereignisse wie Papierstau – es gibt genug Gründe, warum die Geräte auf der Beliebtheitsskala weit unten rangieren. Da ist es nur passend, wenn man die Gelegenheit nutzt und sich nach dem Beheben des letzten Druckerproblems auf dessen Bildschirm an den Finsterlingen aus "Doom" abreagiert.

Apple iPod Mini

TUBEFLOG

Auch Apple-Geräte sind nicht sicher vor den portierungswütigen "Doom"-Fans. Diesen gelang 2009 der Nachweis, dass das Spiel auch am ersten iPod Mini zum Starten zu bringen ist. Das Spielerlebnis ist allerdings eher suboptimal. Auf dem monochromen Display fällt es schwer, das Spielgeschehen zu erkennen. Und das Rad, über welches der Musikplayer üblicherweise gesteuert wurde, ist auch kein guter Ersatz für eine Tastatur.

Kartoffelbetriebener Taschenrechner

Equalo

Einige Leserinnen und Leser werden sich vielleicht noch an ihre Schulzeit erinnern. Zumindest in Schulen und Zweigen mit Mathematikschwerpunkten erfreuten sich grafische Taschenrechner einiger Beliebtheit. Einen solchen, den Texas Instruments TI-84 Plus, hat sich der Youtuber Equalo als Plattform für eine Runde "Doom" auserkoren. Das alleine wäre wenig spektakulär, denn eine Umsetzung des Games dafür gibt es schon länger. Der Kniff bei dieser Variante liegt darin, dass das Vorhaben einzig und allein durch Energie aus Kartoffeln angetrieben wurde. Fairerweise muss man sagen, dass der Taschenrechner erst die zweite Wahl war. Ursprünglich wollte er zum Zwecke des Spielens einen Raspberry Pi mit dem Wurzelgemüse elektrifizieren, was jedoch fehlschlug.

Doomception

kgsws

Vor kurzem wurde auch eine andere wichtige Frage geklärt, die die physischen Grenzen der Geräte transzendiert. Nämlich jene, ob "Doom" auch in "Doom" gespielt werden kann. Und ja, "Doomception" ist möglich. Zumindest wenn man das Geschick und den Ehrgeiz des Youtubers kgsws mitbringt. Er suchte nach Schwachstellen in der Engine des Spieles, die es ihm ermöglichten, eigenen Code im Spiel zu laden. Mithilfe einer so eingeschmuggelten Bilddatei, in deren Code sich wiederum eine eigene Version des Spiels selbst versteckt, hat er "Doom-in-Doom" möglich gemacht. Chapeau!

Diese Beispiele sind natürlich nur ein kleiner Auszug aus dem beachtlichen Katalog an Geräten und Plattformen, auf denen "Doom" heute ausgeführt werden kann. Wer auf dem Laufenden bleiben möchte, kann diesem Link zum Tumblr-Blog "It runs Doom" folgen. Der Name ist Programm. (gpi, 16.7.2022)